Die Branche ist elektrisiert: Nach der Ankündigung des Satellitenbetreibers SES Astra, digitale Kanäle künftig verschlüsseln zu wollen und nur noch gegen Entgeld anzubieten, scheint nichts mehr unmöglich. Streng nach dem Motto "Was schert mich mein Geschwätz von gestern?" sitzen Heer*schaaren von Marketingexperten und Produktmanagern zusammen, um potentiellen Rezipienten endgültig klar zu machen, dass die Zeit der Gratiskultur auch im Fernsehen für immer passé ist.
Geheimplan
Die SAT+KABEL stieß bei den Recherchen der neuen gedruckten nun auch auf einen ungeheuerlichen Geheim*plan der Unterhaltungselektronikindustrie: Spätestens ab dem Jahr 2008, soll für das Zappen mit der Fernbedienung eine monatliche Infrastrukturpauschale abgeführt werden. Die Begründung ist schlüssig und nachvollziehbar: Jeder Hersteller weltweit stellte bislang kostenfrei eine Möglichkeit zur Verfügung, mit der über einen Impuls im Infrarotbereich interaktiv Änderungen am betroffenen Gerät vorgenommen werden können. Dazu ist auf Seiten der Elektronik eine Infrastruktur in Form eines Senders und Empfängers notwendig; ganz egal, ob es sich dabei um Fernseher oder Sat-Receiver handelt. Und: Bald sollen weitere, exklusive IR-Services kommen, mit denen sich dann beispielsweise Blubber-Geräusche erzeugen lassen.
Um die Gebühr beim Verbraucher durchzusetzen, haben Experten der Unterhaltungselektronikhersteller bereits berechnet, dass beim Einsatz einer Fernbedienung Wohnzimmerteppich und Knöpfe direkt am Gerät nicht mehr so stark beansprucht werden. Das bedeutet eine jährliche Ersparnis im zweistelligen Eurobereich, der ohne wirtschaftliche Verschlechterung der Rezipienten gezahlt werden kann.
Fest steht schon jetzt, dass die Signalgeber künftig nicht mehr dem Gerät selbst beiliegen, sondern nur gegen eine einmalige Gebühr zur Verfügung gestellt werden. Offen dagegen ist noch, wie hoch der künftige Obulus für jeden Tastendruck ausfällt. Im Gespräch sind großzügige Rabatte für Zapping-Freaks, die sich zwischen Fußball und Tatort nicht entscheiden können. Bei 1,5 Millionen Zapping-Vorgängen im Monat (50.000 täglich, 2.083 pro Stunde, 34 pro Minute) werden dann rund 15 Euro im Monat fällig, wer weniger zappt, zahlt pro Tastendruck mehr.
Gesundheit
Die Idee wurde offenbar zusammen mit Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt entwickelt. Vertreter der Unterhaltungselektronikhersteller konnten Schmidt Ende des vergangenen Monats davon überzeugen, allen TV-Zuschauern künftig *einen Nachlass auf ihre Krankenversicherung einzuräumen. Denn: Wer weniger per Fernbedienung zappt und dafür häufiger direkt am Gerät umschaltet, verbessert seinen Allgemeinzustand durch die ständige Bewegung dramatisch. Künftig sparen also alle: TV-Zuschauer Geräte- und Einrichtungskosten, Unternehmen Sozialversicherungsbeiträge und die Bundesregierung Hartz-IV-Unterstützung, weil wieder mehr Arbeitsplätze geschaffen werden. Hurra!
Quelle: satundkabel
Besonders der letzte Absatz ist ja wohl der Brüller des Jahres





