macfan hat geschrieben:Das [vernünftige Einstellungen] scheint bei LCDs wohl ein Problem zu sein. Bei Amazon-Kundenrezensionen habe ich mehrfach gelesen, dass der Fernseher nach dem Auspacken ein grauenhaftes Bild hatte und nach den Einstellungen xyz war es plötzlich sehr gut. Ärgerlich, wenn man daher aus ausgestellten Fernsehern vermutlich gar nicht abschätzen kann, wie das Bild zu Hause sein könnte.
Ja, das ist ein echtes Problem. Aber es liegt m.E. nicht, wie Dixie nahelegt, an der LCD-Technik, sondern wohl eher am Marketing, dem man aber im MM auch ein Schnippchen schlagen kann.
Fernseher mit solchen Einstellungen scheinen sich in den großen Märkten am besten verkaufen zu lassen. Denn auf den ersten Blick sehen Bildschärfe und Farben so auch im grellen MM noch "knackig" aus. Die, verglichen mit Plasmas, enorme Helligkeit moderner LCDs verstärkt diesen Eindruck noch.
Anfangs konnten LCDs sich so vor allem von Plasmas absetzten. Um sich aber auch gegen andere LCDs mit den selben Mitteln durchsetzen zu können, gilt halt für die Hersteller: immer heller, greller, knackiger - und das kommt bei den Kunden, wie ich auch selbst häufiger erlebt habe, durchaus an. Später gewöhnen sich einige wohl wirklich an diesen Unsinn, wie Dixie schreibt. Schon aufgrund der, verglichen mit LCDs, deutlich geringeren durchschnittlichen Bildhelligkeit können sich Plasmahersteller auf dieses Spiel nicht einlassen. Die müssen dann aus der Not eine Tugend machen. Schaut man sich das Bild von LCDs dagegen auch mal in dunklerer, ruhigerer Umgebung an und vergleicht man es mit z.B. guten Plasmas, so ist man zunächst entsetzt.
Auch beim LCD-Kauf mit meinem Bruder (der übrigens von einem - allerdings alten - Plasma zum LCD gewechselt hat) gab es diese Erfahrung.
Beim ersten Anschauen - es ging bei den LCDs zum Schluss um 2 Sonys (w4500, x4500) und 2 Samsungs (A656, A956) - sofort die Reaktion: "Das sieht ja gräßlich aus!" In der Tat kann man, um es mit der echten Erna zu sagen, "Augenkrebs" bekommen von diesen Voreinstellungen. Man muss sich erst ins Menü begeben, um die Anzeige weniger gesundheitsschädlich zu machen, indem man zunächst alle Filter abschaltet, die Schärfe reduziert und die dynamische Kontrastanhebung eliminiert.
Anschließend hat man ein weniger pixeliges und ruhigeres Bild mit zwar "knackigen" aber halt immer noch völlig falschen Farben. Schau Dir in den MMs mal den Rasen bei Fussballspielen auf LCDs, insbesondere von Samsung in der Einstellung "Dynamisch", an: das Grün ist völlig übersättigt, viel zu dunkel und zu blau für einen sonnigen Nachmittag; Rot und Blau leuchten zwar kräftig (Sony hat dafür extra eine Einstellung "Farbbrillianz", weil's einige Kunden wohl lieben), aber wenn du ein bekanntes Werbelogo aus der Erinnerung kramst und es mit der Anzeige dieses Logos an der Werbebande auf den TVs vergleichst, wirst du feststellen, dass die angezeigten Farben nicht viel mit den erinnerten gemeinsam haben.
Im Prinzip gilt das für alle LCDs, nur Phillips LCDS haben nach meiner Erfahrung deutlich weniger agressive Shop-Voreinstellungen bei den Farben.
Auch dieses Farbproblem läßt sich inzwischen bei vielen LCDs recht einfach beheben, denn die Hersteller haben scheinbar gelernt, dass in einigen Tests auch die Farben gemessen und bewertet werden. Und solche Tests sind für viele halt kaufentscheidend.
Sony etwa bietet mit den Farbpresets Kino/Warm1 zwar ein etwas zu kaltes und mit Kino/Warm2 ein etwas zu warmes aber stets stimmiges Preset mit korrektem Farbraum an. Bei Samsung ist inzwischen für fast alle LCDs das Preset Film/Warm2 recht normgerecht abgestimmt. Das war nicht immer so. Bei anderen LCD-Herstellern kenne ich die Presets nicht.
Da es ohne Referenzbild (ein Panasonic-Plasma mit Kino/Warm eignet sich immerhin für die grobe Einschätzung) jedoch fast unmöglich ist, die Farben im Laden wirklich zu beurteilen, lohnt hierfür im Vorfeld der Entscheidung IMHO wirklich der Blick auf Gerätetests, in denen Farb
messungen veröffentlicht werden. Das übliche, werbefinanzierte Geschwurbel in vielen solcher Tests kann man dann ruhig vergessen.
Mit Deinem guten Röhren TV hast Du aber auch gute Chancen, die Farbrichtigkeit zu Hause noch einmal zu überprüfen und ggf. die Farben weiter anzupassen. Denn die Norm-Farbräume sind an den Fähigkeiten dieser Röhren ausgerichtet und man kann gute Röhren-TVs daher auch ganz gut zur Abstimmung anderer Geräte missbrauchen. Für Sättigung, Helligkeit und Kontrast gibt's dann noch Mess-DVDs.
Aber noch einmal die Warnung: Wenn Du einen Fernseher im grell beleuchteten MM gut einstellst, dann wirken die Farben verglichen mit dem Rest der Umgebung zunächst flau und nichtssagend. Erst in einer dunkleren Umgebung, wie zu Hause, wirst Du solche Einstellungen wirklich schätzen lernen, weil sie bei
jedem Material plausibel sind, und nicht nur, wie die Shop-Einstellungen, bei bestimmtem Material und in einer ganz bestimmten Umgebung den "WOW-Effekt" erzeugen.
Dixie hat geschrieben:LCD haben in der Regel bei SD-Bilder immer einen künstlichen Eindruck ohne Tiefenschärfe.
Wie Du darauf kommt, dass die Tiefen
schärfe bei LCDs mit SD-Material geringer sein soll als bei Plasmas, ist mir, ehrlich gesagt, schleierhaft.
Für die Tiefenschärfe ist die Kamera und für die Schärfe bei der anzeige ist die Videoverarbeitung verantwortlich. Und die ist bei beiden Gerätegattungen für die schärfebestimmenden Faktoren Skalierung und Deinterlacing m.W. gleich - der Unterschied bei der Videoverarbeitung liegt m.W. ausschließlich in der Bewegungsinterpolation, die bei Plasmas nicht nötig ist. Es unterscheidet sich, soweit ich das überblicke, prinzipbedingt daher nur die
Bewegungsschärfe und ggf.-darstellung bei beiden Gerätearten.
Auch die Tiefen
wirkung kann sich bei zwei Geräten unterscheiden, wenn der Im-Bild-Kontrast eines TVs gegenüber dem Vergleichsgerät zu gering, und/oder der Schwarzwert zu hoch ist. Letzteres ist bei den mir bekannten aktuellen Panasonic-LCDs in der Tat der Fall. Aber andere LCD-Hersteller können das sehr viel besser.
Jetzt aber Schluss mit weiteren Romanen von mir.

ops:
Gruß Emma