General hat geschrieben:sie will 3Mrd € investieren um das VDSL netz aufzubauen und möchte für eine gewisse zeit vom wettbewerb befreit werden.
die bundesregierung hat da anscheinend nichts dagegen. nur warum mischt sich jetzt die EU ein?
Ich glaube, das muss man immer noch zusammen mit dem Werdegang sehen. Die Telekom war seinerzeit ein Staatsunternehmen (Post) und wurde dann privatisiert. D.h. sie hat sozusagen den gesamten Kundenstamm, das gesamte Telefonnetz und die restliche Infrastruktur (z.B. Verwaltung, Gebäude, etc.), die bis zu diesem Zeitpunkt existierten, geschenkt bekommen. Das ist insgesamt eine riesige Summe, unzählige Milliarden. Man muss es ja damit vergleichen, was ein anderer Anbieter dafür hätte zahlen müssen, um einen vergleichbaren Kundenstamm, ein vergleichbares Netz und eine vergleichbare Infrastruktur aufzubauen.
Also, das alles gab es geschenkt. Aber dafür gab es die Auflage, dass sie dieses Netz den anderen Wettbewerbern zur Verfügung stellen muss. Sie kann Geld dafür nehmen, aber sie darf sich nicht weigern, also den Wettbewerber ausschließen. Damit das alles mit rechten Dingen zugeht, wurde die RegTP (jetzt: Bundesnetzagentur) eingerichtet. Sobald sich Wettbewerber benachteiligt fühlten, hat die RegTP nachgeschaut und ggf. korrigierend eingegriffen. Dazu gehörten auch noch andere Sachen, z.B. dass die Telekom die Rechnung für alle Telefonanbieter stellen muss. Und Call-by-Call und Preselection mussten ebenfalls eingerichtet werden. Das gefällt der Telekom eigentlich gar nicht, sie hätte es lieber, wenn alle Kunden des Telekomnetzes auch mit der Telekom telefonieren müssten.
Das Ganze ist immer noch nicht ausgestanden, sondern die Telekom muss nach wie vor ihr geschenktes Netz, ihre geschenkten Kunden und ihre sonstige geschenkte Infrastruktur auf diese Weise "abbezahlen". Dafür hat sie ja auch in der Zwischenzeit kräftig Kohle gemacht. Und letztendlich will sie von dieser Kohle jetzt ein neues Netz aufbauen. D.h. im Endeffekt kann sie sich das neue Netz nur leisten, weil sie ursprünglich das alles geschenkt bekommen hat. Ein Konkurrent musste entweder Leitungen bei der Telekom mieten, oder erstmal selbst ein (normales) Telefonnetz aufbauen. Entsprechend musste er sich die Kunden suchen bzw. der Telekom abringen. Und er musste seine komplette Infrastruktur aufbauen. Das war teuer. Da hat er eben jetzt noch kein Geld für so ein modernes Netz. Also wäre die Telekom immer noch im Vorteil, wenn sie das neue Netz alleine nutzen und die Wettbewerber aussperren dürfte. Deshalb drängt die Konkurrenz darauf, dass sie ebenfalls zu diesem neuen Netz Zugang kriegt.
Und was hat die EU da zu suchen? Nun, die Telekom gehört immer noch zu einem großen Teil dem deutschen Staat, denn der hält immer noch die Mehrheit der Telekom-Aktien. Wenn also die Telekom einen Vorteil hat und dadurch Gewinne einfährt, macht gleichzeitig der deutsche Staat Gewinne. Der hat also eigentlich nichts dagegen und wird der Telekom von selber keine Steine in den Weg legen. Das nennt man aber Subvention, wenn ein Staat einer Privatfirma einen Vorteil verschafft, den die anderen nicht haben. Darum ist die EU dagegen und will hier mitreden.
falls sich noch nichts seit damals geändert hat dann gibt es bei arcor auch kein call by call, und regt sich da die eu oder sonstwer auf?
Das hängt genau mit der Netzstruktur zusammen. *Jeder* Fremdanbieter hat eine Verbindung zur Telekom, weil er ja meist sogar zum größten Teil deren Netz nutzt. Also ist es für die Telekom leicht, mit all diesen Firmen einen Vertrag für Call-by-Call abzuschließen. Aber die Fremdfirmen untereinander können das nicht so einfach, weil ja immer noch die Telekom dazwischen sitzt. Wie soll ein Regionalanbieter in Bayern einen Call-by-Call Vertrag mit einem Regionalanbieter in Hamburg abschließen? Deren Netze berühren sich ja nicht mal. Immer hockt überall noch ein Stück Leitung der Telekom dazwischen, die bei Call-by-Call noch mit abkassieren will.
Darum gibt es meines Wissens nirgendwo ein Call-by-Call außer bei der Telekom. Und wie ich oben schon gesagt hatte, ist Call-by-Call der Telekom eigentlich eher ein Dorn im Auge, als dass es ihr gefällt. Sie wurde dazu verdonnert, sie hat das nicht freiwillig gemacht. Sie hat den Aufwand damit (die Abrechnung, die Gesprächsvermittlung), während der Konkurrent das Geld für das Gespräch kassiert.
Gruß,
Hagge