Im Jahre 2005 war die Digitaltechnik weiter auf dem Vormarsch und brachte zahlreiche neue Medienunternehmen hervor. Podcasting entwickelte sich zu einer größeren Plattform und die Abonnentenzahlen für Radio und Fernsehen via Satellit stiegen in einigen Teilen der Erde deutlich an. Das Wachstum der Digitaltechnik vollzog sich jedoch nicht einheitlich, nicht einmal in den Industriestaaten. Doch weit wichtiger ist: Kunden haben ihre Enttäuschung über den Inhalt zum Ausdruck gebracht, der ihnen da präsentiert wird.
Eins der Dinge, die ich gelernt habe, als ich vor 27 Jahren ins Verlagswesen einstieg, war Inhalt ist der Schlüssel. Wenn man etwas zu bieten hat, das die Leute wirklich brauchen und nirgends anderswo bekommen können, dann ist man auf der Erfolgsstraße. Wenn man jedoch glaubt, die Leute würden ihr hart erarbeitetes Geld für einen dürftigen Inhalt oder auch für einen anderswo erhältlichen Inhalt ausgeben, nur weil die technischen Möglichkeiten hierzu bestehen, dann ist die Enttäuschung vorprogrammiert.
Dies wird nur allzu deutlich bei der Erfahrung der Europäer mit Digital Audio Broadcasting (DAB). Eines derjenigen Länder, in denen DAB eine gewisse Bedeutung erlangt hat, ist Großbritannien. Und dies, obwohl DAB dort in technischer Hinsicht ziemlich weit unten angesiedelt ist in Punkto der durchschnittlich verwendeten Bitraten für die Datencodierung. Einige HiFi-Enthusiasten behaupten gar, die Audio-Qualität einiger DAB-Signale wäre schlechter als die analoger UKW-Sender. Doch Großbritannien hat zahlreiche DAB-Dienste lizenziert, die nicht über analoge Wege verbreitet werden und den Leuten somit zusätzliche Anreize für den Umstieg boten.
In Finnland dachte man hingegen, dass die wesentlich bessere Audio-Qualität der DAB-Sender genug Anreiz wäre, dem Publikum den Umstieg schmackhaft zu machen. Das öffentlich-rechtliche YLE codierte seine DAB-Programm mit hervorragenden 192 kbps. Doch nur sehr wenige Hörer kauften einen DAB-Empfänger und da die Anbieter keine ausschließlichen DAB-Programminhalte bewerben konnten, entschloss man sich 2005 in Finnland aus DAB auszusteigen. Auch im benachbarten Schweden hat man sich entschlossen die DAB-Aktivitäten vorerst einzustellen. Das sind schlechte Nachrichten für die Niederlande, denn die hiesige Regierung wird in diesem Jahr DAB-Lizenzen ausschreiben. Werden die Entwicklungen in Skandinavien das Interesse potenzieller Bewerber beeinträchtigen?
Doch nicht nur in Skandinavien wendet man sich von DAB ab. In Frankreich haben die vier größten Programmanbieter angekündigt DAB nicht einzusetzen, da es sich hierbei um eine überholte Technologie handele. Sie behaupten, das größte Problem bei DAB sei die Verwendung des MP2-Codecs, der hohe Bitraten benötigt, um eine gute Audio-Qualität zu gewährleisten. In gewisser Weise wie wir am Beispiel Großbritanniens gesehen haben kann dieses Problem durch ein gutes Programmangebot umgangen werden. Trotzdem bietet der von Digital Radio Mondiale (DRM) eingesetzte HE ACC Codec bei 48 kbps dieselbe Audio-Qualität wie der MP2-Codec bei DAB mit 160 kbps.
Doch DRM hat eigene Probleme. Obwohl man seit einigen Monaten im Regelbetrieb sendet, sind portable DRM-Empfänger noch immer nicht erhältlich und der Schwung, den DRM wohl gehabt hat, erlahmt zusehends. Die Internetseite von Radio Luxemburgs wiedererstandenem Englischen Dienst verkündete noch am 29. Dezember 2005: Eine neue Generation von digitalen Radiogeräten für DRM, DAB, UKW und AM werden von mehreren Herstellern Ende des Jahres erhältlich sein, um Ihnen ein perfektes Einschalten von Radio Luxemburg zu ermöglichen. Weitere Informationen folgen in Kürze. Doch wie bald, fragen wir uns. Wir haben noch keine endgültige Ankündigung irgendeines der beteiligten Gerätehersteller gesehen.
Die Öffentlichkeit also die übergroße Masse an Leuten, die keine Fachbeiträge wie diesen hier zum Thema lesen sagt, sie sei durch all die Entwicklungen beim digitalen Hörfunk und Fernsehen eher verwirrt. In Großbritannien gab es sogar Berichte von Leuten, die terrestrisches Digitalfernsehen nutzen (DVB-T) und sich nicht bewusst darüber waren, dass sie schon auf Digitaltechnik umgestiegen waren. Sie lesen Beiträge über die geplante Abschaltung des analogen Fernsehens und fürchten immer noch, dass dies mit neuen Kosten für sie verbunden sei. Für sie ist Freier Empfang eine Programmplattform und kein technischer Standard. Hier zeigt sich wieder: Leute interessieren sich für Inhalte, nicht für die Wege, wie diese Inhalte zu ihnen gelangen.
Ich hoffe, dass sich die Rundfunkindustrie im Jahre 2006 mehr darauf konzentrieren wird ihre Programme zu bewerben, denn sie bilden ihre Existenzgrundlage. Statt ständig herauszustreichen, sich neue Technik zuzulegen, sollte die Betonung darauf liegen, warum der Zuschauer oder Hörer bestimmte interessante Sendungen oder Kanäle einschalten sollte. Ein Verkauf mit der Brechstange, indem man den Leuten erzählt, ihre derzeitigen Gerätschaften würden bald überflüssig, erzeugt negative Emotionen und Widerstand auch und vor allem gegenüber öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, die dazu verpflichtet sind, jedem Nutzer einen Zugang zu ihren Programmen sicherzustellen, nicht nur den Technik-Freaks.
Das Tempo der technischen Entwicklungen in der Rundfunkbranche ist heute so schnell, dass selbst in unseren eigenen Reihen längst nicht mehr jeder Schritt hält und dies ist auch ein Grund dafür, wieso die Öffentlichkeitsarbeit vieler Sender alles andere als perfekt ist. Die Rundfunkanstalten sollten dem dadurch Rechnung tragen, dass sie denjenigen Leuten, die für die Vermarktung der Programme zuständig sind, Fortbildungen anbieten, um so sicherzustellen, dass jeder versteht, wie sich die Industrie entwickelt und somit besser imstande ist, der Öffentlichkeit dies auf positive und konstruktive Weise zu vermitteln.
Andy Sennitt, Radio Nederland Wereldomroep
Ein interessanter Kommentar zum digitalen Rundfunk
- Bonni
- Guru in perpetuum
- Beiträge: 8211
- Registriert: Fr 9. Dez 2005, 18:37
- Wohnort: Hamm (Westf.)
- Receivertyp: SRP-2401 CI+ eco / VU+ Ultimo 4k
- Receiverfirmware: TF-BPCE 1.03.00
- Wohnort: Hamm (Westf.)
Ein interessanter Kommentar zum digitalen Rundfunk
Hat zwar nicht unbedingt was mit DVB zu tun, ich fand ihn aber trotzdem interessant. Quelle: ADDX-Kurier 4/2006.
Gruß Bonni
90cm-Schüssel + 2 Quattro LNB + TELEKA SAM 2294N Multiswitch 9:4 (seit 08/1998!)
VU+ Ultimo 4k (seit 05/2020) mit 2x DVB-S2X FBC Twin Tuner, 1x DVB-T2 Dual Tuner, SmartEPGvu+, PlutoTV, uvm.
SRP-2401 CI+ Eco (seit 10/2017) mit SmartEPG_TMS, TAPtoDate, WebControl, uvm. - läuft noch hier und da im "Kinderzimmer"
TF5000PVR (seit 09/2003) mit USB Accelerator, ImproBox, PowerRestore, iTiNa - im September 2024 voll funktionstüchtig vom Strom getrennt.
TF5000CI (seit 06/2005) - früher im Kinderzimmer, jetzt ausgemustert im Keller, bald Elektroschrott
90cm-Schüssel + 2 Quattro LNB + TELEKA SAM 2294N Multiswitch 9:4 (seit 08/1998!)
VU+ Ultimo 4k (seit 05/2020) mit 2x DVB-S2X FBC Twin Tuner, 1x DVB-T2 Dual Tuner, SmartEPGvu+, PlutoTV, uvm.
SRP-2401 CI+ Eco (seit 10/2017) mit SmartEPG_TMS, TAPtoDate, WebControl, uvm. - läuft noch hier und da im "Kinderzimmer"
TF5000PVR (seit 09/2003) mit USB Accelerator, ImproBox, PowerRestore, iTiNa - im September 2024 voll funktionstüchtig vom Strom getrennt.
TF5000CI (seit 06/2005) - früher im Kinderzimmer, jetzt ausgemustert im Keller, bald Elektroschrott