Murat Kurnaz

[Beppo]

Guten Morgen,

vielleicht können wir ja auch mal ein politisches Thema ernsthaft diskutieren. Ich habe gerade in der "Welt" mal wieder einen Bericht über Murat Kurnaz gelesen.

Vielleicht kann mich mal jemand aufklären, aber in diesem Fall verstehe ich einiges nicht.

Murat Kurnaz ist ein türkischer Staatsbürger, hat keinen deutschen Pass und lebte mit einer gültigen Aufenthaltgenehmigung zum Zeitpunkt seiner Verschleppung in Deutschland. Nun wird der alten rot-grünen Bundesregierung vorgeworfen, sich - vorsichtig ausgedrückt - nicht genügend um seine Freilassung aus Guantanamo gekümmert zu haben.

Was ich nicht verstehe: Wieso die Bundesregierung? Ist nicht jeder Staat für seine eigenen Staatsbürger zuständig? Also hätte doch in diesem Fall zunächst einmal der türkische Staat für seinen Staatsbürger tätig werden müssen? Oder hatte die Türkei hieran kein Interesse?

Warum wird nur uns vorgeworfen sich nicht ausreichend um jemanden zu kümmern, dem in unserem Lande "lediglich der Aufenthalt genehmigt" wurde und der seine Ferien in afghanischen und pakistanischen Urlaubsparadiesen verbringt?

Gruß
Beppo

[Jason]

Guten Morgen,

Danke Beppo. Du hast meine Gedanken und Irritationen zu dem Thema sehr schön in Worte gefasst.

Ich kann nicht verstehen warum wir uns immer diesen Schuh auch noch anziehen. Ich bin bestimmt nicht ausländerfeindlich, aber man wird direkt in diese Ecke gestellt, wenn man sich verwundert über solche Fälle äußert.

Danke
Jens

[maber]

Guten Morgen Ihr Beiden,

mit der Frage beschäftige ich mich auch schon seit einigen Tagen, und kann im Moment auch noch nicht nachvollziehen, warum "wir" zuständig sein sollen.
Ich meine aber mal gelesen zu haben, dass das türk. Konsulat in Hannover auch involviert war, aber wohl nicht bis zum Schluss......warum auch immer.


Gruss
Markus

[jk]

abgesehen von guantanamo, von dem ich glaube dass busch derjenige wäre der dort lebenslänglich interveniert gehören würde...

...es ist auch in österreich nicht anders, macht euch keine sorgen...

hier sind sogar medien angehalten, bei berichten über verbrechen nicht worte zu gebrauchen die auf die nationalität der verbrecher hinweisen würden.

wir sind ja alles sowas von gutmenschen und tolerant, und was weiß ich ...

bin schon gespannt was passieren wird wenn die von predigern und radikalisten aufgestachelten nicht mehr im zaum zu halten sind, ob unsere ultralinken toleranzler und übergutmenschen dann die ersten sind die laut schreien?

aber nein, ich reg mich zu dem thema nicht (mehr) auf

[huebi]

Das mit Murat Kurnaz versteh ich auch nicht. Aber "das alte Europa" ist eben fpr alles verantwortlich. Mit dem Hintergrund der deutschen Geschichte wird das "Schuldgefühl" der Deutschen manchmal auch noch recht weit ausgenutzt. Nur: Engel waren weder die Deutschen noch die Allierten. Das macht das was geschehen ist nicht besser, und mit dem Finger auf andere zeigen ist immer leicht. Ich habs aber langsam wirklich satt insbesonders wegen der deutschen GEschichte, zu der ich nichts beigetragen habe, zu irgendwas verkanckt werden soll, wieso ich mich schuldig fühlen soll und wieso jede Menge Zentralräte der MEinung sind, hier ihren mund auftun zu können und meine, hier etwas zu sagen haben. Wohlgemerkt ich rede hier von allen "Zentralräten" und nicht nur von einem. An Russland wendet sich übrigens kaum einer, dabei war Stalin auch nicht gerade zimperlich in der Judenverfolgung. Nur bei denen klopft keiner an die Tuer und stellt teilweise aberwitzige Forderungen, auch fühlen die sich in keinster Weise mehr schuldig. Und mit Verlaub: was die Isrealis mit amerikansicer Unterstützung da unten abziehen mögen sie sich bitte bei einigen Anschuldigungen mal an die eigene Nase fassen.

Und man sollte sich manchmal wirklich die Frage stellen, ob Multi-Kulti ohne Anpassung wirklich durchführbar ist. Siehe Krawalle in Frankreich. Siehe aber auch die Forderungen, das hier in Westeuropa jeder und alles zu tolerieren ist, dies aber im Gegenzug nicht gültig ist. In der Türkei gelten Christen immer noch als Minderheit und werden auch beim Kirchenbau extremst behindert, aber wehe hier würde mit der gleichen Argumentation der Bau einer Moschee verhindert.

Ich glaube an tit for tat, sprich man soll sich als erster gut verhalten, aber wenn dann von der Gegenseite nix mehr kommt ist schlicht irgendwann mal schluss.

Unsereins soll sich in anderen Ländern anpassen, aber umgekehrt soll das nicht gelten. Letztes von mir gelesenes Beispiel: kanadisches Ehepaar wollte nach Deutschland auswandern, hat sich aber gewundert, wieso hier so wenig englisch sprechen und sich so viele so wenig Muehe geben, sie zu vestehen. Sie sind dann wieder zurück. Kann ich nur sagen: Tschuess. Bitte an die eigene Nase fassen und deutsch lernen. Wer hier herkommen möchte, ist herzlich eingeladen, aber ein gewisser Mass an Lernbereitschaft, Eigeninitiative und Anpassungswillen ist mitzubringen. Wer das nicht will soll bitte woanders hingehen. Nur die eigenen Vorteile haben wollen ist nicht.

[macfan]

Ich frage mich vor allem, was im Jahr 2002 die Zeitungen, die heute Steinmeier heftig angreifen, geschrieben hätten? "Schön, dass Rot-Grün einen Terror-Verdächtigen ins Land holt"?

Gruß, Horst

[BlackOne]

@Beppo
du schreibst das, was mich auch an diesem fall sehr wundert.
aber auch ich habe bisher keine antwort darauf finden können

[Beppo]

wir haben das gerade einmal im Kollegenkreis diskutiert. Keiner kann den Ärger nachvollziehen. Alle - und glaubt mir, unter meinen Kollegen sind auch ein paar "linke Vögel" dabei - sagen, die Bundesregierung hat richtig gehandelt.

Trotzdem soll der Außenminister zurücktreten. Das versteht keiner.

Gruß
Beppo

[macfan]

Inzwischen hat Steinmeier ja auch noch klargestellt, dass 2002 auch Kurnaz' Frau in der Türkei lebte, so dass das noch ein weiterer Grund gewesen wäre, die Türkei für den türkischen Staatsbürger als Aufnahmeland zu nehmen.

Gruß, Horst

[Aldarin]

Ich glaube wenn jemand wie Murat Kurnaz in Bremen geboren und aufgewachsen ist, seine Familie bzw. er in Deutschland Steuern zahlen und eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung besitzt, ein Staat sehr wohl eine gewisse Verantwortung gegenüber diesem Bürger hat. Noch dazu wo die türkische Regierung zuerst Ihre Zuständigkeit unter dem Vorwand er sei "Deutsch-Türke" abgelehnt hat.

Deswegen halte ich die Kritik auch für gerechtfertigt. Zumal die damalige Bundesregierung sich mit dem Hinweis auf die türkische Staatsbürgerschaft abgeputzt hat und nicht ernsthaft diesen Fall weiterverfolgte.
Da muß man sich schon fragen, warum es erst 2006 einer deutsch-türkischen Initiative unter Angela Merkel gelang hier tätig zu werden.

Gruß
Aldarin

[Jason]

[quote=""Aldarin""]Ich glaube wenn jemand wie Murat Kurnaz in Bremen geboren und aufgewachsen ist, seine Familie bzw. er in Deutschland Steuern zahlen und eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung besitzt, ein Staat sehr wohl eine gewisse Verantwortung gegenüber diesem Bürger hat. Noch dazu wo die türkische Regierung zuerst Ihre Zuständigkeit unter dem Vorwand er sei "Deutsch-Türke" abgelehnt hat.

Deswegen halte ich die Kritik auch für gerechtfertigt. Zumal die damalige Bundesregierung sich mit dem Hinweis auf die türkische Staatsbürgerschaft abgeputzt hat und nicht ernsthaft diesen Fall weiterverfolgte.
Da muß man sich schon fragen, warum es erst 2006 einer deutsch-türkischen Initiative unter Angela Merkel gelang hier tätig zu werden.

Gruß
Aldarin[/quote]

Also ehrlich, das Zahlen von Steuern macht ihn aber nicht zum deutschen Staatsbürger und die "Urlaubsreisen" nach Pakistan und Afghanistan disqualifizieren Ihn noch mehr.

Wer gibt ihm das Recht so ein Anspruchsdenken gegenüber Deutschland und der Bundesregierung zu haben?

Ich kann das Handeln der Bundesregierung verstehen.

[Aldarin]

[quote=""Jason""]Also ehrlich, das Zahlen von Steuern macht ihn aber nicht zum deutschen Staatsbürger[/quote]
Ich spreche auch von Verantwortung und nicht Staatsbürgerschaft.

[quote=""Jason""]und die "Urlaubsreisen" nach Pakistan und Afghanistan disqualifizieren Ihn noch mehr.[/quote]
..wie sich auch manche Deutsche od. Österreicher disqualifizieren, wenn Sie in Krisenregionen Urlaub machen und anschließend aus den Händen von Entführern freigekauft werden müssen.

[quote=""Jason""]Wer gibt ihm das Recht so ein Anspruchsdenken gegenüber Deutschland und der Bundesregierung zu haben?[/quote]
Soweit ich es mitbekommen habe erhebt er doch keinen Anspruch sondern macht der Deutschen Regierung den Vorwurf Freilassungsangebote ausgeschlagen zu haben, bzw. daß diese den USA möglicherweise erst den Anlass für die Verschleppung gegeben zu haben.

[quote=""Jason""]Ich kann das Handeln der Bundesregierung verstehen.[/quote]
Sollten die Vorwürfe zutreffen, kann ich das ehrlich gesagt nicht verstehen.

Gruß
Aldarin

[Beppo]

Wem wir nicht alles einen deutschen Pass geben.

http://www.welt.de/data/2007/02/09/1206439.html

Manchmal wünschte ich mir, wir würden es so machen wie Australier. Die suchen sich gezielt diejenigen aus, die sie gebrauchen können und das Land weiter nach vorn bringen.

Gruß
Beppo

[Galaxist]

Ich hab das auch nicht ganz aufmerksam verfolgt. Aber bisher war doch immer vom deutschen Staatsbürger Kurnaz die Rede?! In dem Fall wäre es allerdings ein Problem. So verstehe ich es auch nicht ganz.

[macfan]

[quote=""Galaxist""]Ich hab das auch nicht ganz aufmerksam verfolgt. Aber bisher war doch immer vom deutschen Staatsbürger Kurnaz die Rede?![/quote]
Kurnaz ist türkischer Staatsbürger. Darum ging es doch auch hier in diesem Thread, ob die deutsche Regierung die Aufgabe hat, einen türkischen Staatsbürger, dessen Frau auch in der Türkei lebte, aus Guantanamo herauszuholen, oder ob das dann Aufgabe der Türkei ist. (Schöner Schachtelsatz )

Gruß, Horst

[Galaxist]

Gerade läuft auf ARD Kontraste. Hatten auch eine Erklärung wieso die BR zuständig ist. Allse Interessierten können ja Wdh anschauen.

[Ammu]

Wenn jemand in Deutschland aufgewachsen ist (ganz unabhängig davon wo er geboren wurde), also den grössten Teil seines Lebens in der Bundesrepublik verbracht hat, sollte sie sich in jedem Fall zuständig fühlen. Egal was im Pass steht.

Ob Herr Kurnaz nun seltsame politische/religiöse Ambitionen hat oder nicht, sei mal dahingestellt. Wäre er ein "grosser Fisch" in der terroristischen Szene hätten die Amies garnicht das Angebot gemacht ihn "zurückzugeben".

Ich persönlich traue der gegenwärtigen amerikanischen Administration und den offensichtlich beteiligten Geheimdiensten auch nicht weiter als ich sie werfen kann.

Wie wurde letztens schon bei einer Berichterstattung gesagt: "Nur weil einer nen merkwürdigen Bart hat ist er noch kein Terrorist".

[Galaxist]

[quote=""Ammu""]Wenn jemand in Deutschland aufgewachsen ist (ganz unabhängig davon wo er geboren wurde), also den grössten Teil seines Lebens in der Bundesrepublik verbracht hat, sollte sie sich in jedem Fall zuständig fühlen. Egal was im Pass steht.[/quote]

So ähnlich war auch die juristische Begründung, die in Kontraste gegeben wurde.

[Jason]

Das Thema schweift jetzt vielleicht ab, aber wofür ist denn der Staat noch alles zuständig?

Und welches Recht hat er, den Staat, an den er Ansprüche stellt zu verklagen? Warum hat er sich nicht früher um eine deutsche Staatsbürgerschaft bemüht. Und warum jetzt wo der deutsche Staat doch so büse zu ihm war? Hat er nur die Hoffnung viel Geld für "ertragenes Leid" zu bekommen?

Was macht er mit seiner türkischen Staatsbürgerschaft?

Kann er reinen Gewissens auf die deutsche Verfassung schwören oder ist er nur einer der vielen Trittbrettfahrer, die unser bescheuertes Minderheiten-Schutz-Verständnis ausnutzen?

Bald sind wir die Minderheit, mal gucken wer uns dann schützt.

[Galaxist]

Tja wenn's mehr von Deiner Sorte gibt, dann vermutlich bald niemand mehr. Das ist nämlich der springende Punkt: Unsere Verfassung schützt auch Verbrecher (solange sie der Spezies Mensch angehören)!