Tobias Claren hat geschrieben:Die DBox2 hat soweit ich weiß irgenwas zwischen 60 und 70mhz, läuft aber was die Bedienung angeht bedeutend schneller als der 7700HDPVR.
Das sage ich auch schon lange. Wenn ich bedenke, was man seinerzeit mit beispielsweise einem 8 MHz Atari hingekriegt hat, ist das, was heutzutage als Benutzeroberfläche abgeliefert wird, echt mager. Es liegt wohl einfach an einer ineffizienten Implementierung. Machbar wäre sicher mehr.
Dass überhauot ein Nachfolgemodell weniger kann als das aktuelle "irritiert".
Müssen die immer bei 0 anfangen. Wenn MS das bei Windows gemacht hätte.....
Kann man nicht die gleiche Software einfach an die neue Hardware anpassen?!
Jein. Das Problem ist, dass es sich hier wirklich um komplett andere Hardware handelt. Es ist nicht wie beim PC, wo feste Hardware-Schnittstellen definiert sind und man darum die Hardware beliebig austauschen und durch schnellere ersetzen kann, und wo man deswegen auch die Software praktisch unverändert übernehmen kann. In so einer Settop-Box erledigt alles der Microcontroller überwiegend in genau darauf ausgerichteter Hardware, und der hat eben je nach Modell und Aufgabe eine komplett unterschiedliche Architektur. Die Speichermethode, wie der TF7700HDPVR seine Daten bei Aufnahmen und bei Timeshift auf Harddisk ablegt, kann beispielsweise völlig unterschiedlich sein zu der Methode, wie das ein TF5x00 macht. Wenn man also eine passende Bibliothek für den TF5x00 hatte, dann kann die beim TF7700 komplett unnütz sein und man muss tatsächlich wieder bei Null anfangen.
Dazu kommt, dass die eingesetzten CPU-Kerne in den Microcontrollern komplett unterschiedlich sind, also einen komplett verschiedenen Maschinensprach-Befehlssatz haben können, z.B. ARM vs. MIPS vs. SH vs. PowerPC vs. x86. Das ist an sich noch kein Grund für langsame Programme, aber da tritt dann folgende Problematik auf: weil so eine Box viel direkt in Hardware erledigt (die ganze Dekomprimierung und Anzeige zum Beispiel), sind die CPU-Kerne relativ schmalbrüstig ausgelegt, da sie sich "nur" noch um das Userinterface und ein paar kontrollierende Aufgaben kümmern müssen. Das wirkt sich aber dann bei der einen oder anderen Stelle doch recht nachteilig auf die Geschwindigkeit aus. Also muss der Code insgesamt relativ stark optimiert werden. Das geht so weit, dass einige Routinen komplett in Assembler geschrieben werden müssen. Und die laufen dann eben auf einer anderen CPU-Architektur nicht mehr. Und auch andere Optimierungen durch entsprechende Umstellung des Codes mögen beim einen Compiler ganz gut funktioniert haben, aber beim anderen passiert genau das Gegenteil. Also muss man je nach Plattform unterscheiden und eigene Optimierungen einbauen.
Mal ganz abgesehen davon, dass solche Optimierungen immer Zeit brauchen, bis man das Machbare aus der Kiste rauskitzelt, hat man letztendlich einen Code, der vom Standpunkt des Software-Engineering aus betrachtet alles andere als optimal ist. Aber er ist eines, nämlich schnell. Nur, wenn man den dann wieder auf eine neue Plattform anpassen will, bedeutet das eben deutlich mehr Aufwand, als bei einem eleganten, aber dafür nicht so schnellen Softwareaufbau. Und hat man dann insgesamt eine gewisse Anzahl unterschiedlicher Plattformen, dann kann es sein, dass der Code einfach dermaßen gespickt mit Fallunterscheidungen ist, dass er ziemlich schwer zu handhaben ist.
Man steckt also in dem Dilemma, entweder schön elegant und nur in Hochsprachen zu programmieren, so dass sich die Software relativ einfach auf neue Plattformen portieren lässt, aber dafür nicht sonderlich schnell ist, oder man optimiert und trickst auf Teufel komm raus, aber dann lässt sich der Code eben deutlich schwerer auf neue Plattformen übertragen. Hier den passenden Mittelweg zu finden, ist bestimmt nicht einfach.
Das kann so weit gehen, dass man irgendwann sagt, man muss eben doch mal eine komplette Runderneuerung des Codes machen, also große Teile der Software komplett neu schreiben. Möglicherweise steckt Topfield gerade genau in einer solchen Phase, und darum geht es so zäh voran.
Möglicherweise sind sie aber auch einfach nur langsam oder nicht sonderlich fähig. Denn wie ich an anderer Stelle schon gesagt habe, müsste sich da eigentlich in der Zeit, seit der der 7700HDPVR auf dem Markt ist, schon deutlich mehr getan haben.
Oder sie geben die Software frei, bzw. was nötig ist damit eine Alternative Software entwickelt werden kann.
Tja, das ist das Problem, dass eben viele Firmenmanager noch nicht kapiert haben, dass sich mit Betriebssoftware letztendlich kein Geld verdienen lässt (außer man heißt Microsoft, und selbst dort bezweifel ich das auf Dauer). Und dass darum der OpenSource-Weg der bessere ist. Das braucht eben eine Weile, bis das bei den Entscheidungsträgern durchgesickert ist. Zuerst wird die OpenSource-Lösung als Bastlerlösung abgetan, dann ist es ruhig, und dann sieht man irgendwann, dass die "Bastlerlösung" die sogenannte Profilösung überholt hat. Also muss man sich das Ganze eben nochmal anschauen, und stellt dann fest, dass alle die, die vor einem liegen, tatsächlich mit OpenSource arbeiten und da vielleicht doch was dran ist. Und so langsam, ganz langsam fragt man sich, ob man selbst vielleicht den falschen Weg geht und ob OpenSource nicht doch besser wäre. Und dann kommen so langsam die ersten Linux-Projekte dieser Firma ins Rollen.
Bei Topfield ist dieser Punkt nun auch erreicht und das neue Gerät, die TMS, wird auch unter Linux laufen. Insofern können wir hoffen. Auch bei den Mobiltelefonen ist diese Phase nun da. Immer mehr Linux- und andere OpenSource-Lösungen wie z.B. Android kommen auf den Markt. Das ist alles gerade erst im Aufbruch, insofern darf man noch keine Wunder erwarten, aber ich glaube in etwa ein bis zwei Jahren wird kaum noch jemand eine proprietäre Lösung kaufen wollen, an der man (zumindest offiziell) nichts selbst drehen kann.
Allerdings würde ich nicht sonderlich stark darauf hoffen, dass die bisherigen Versionen der Topfield-Software noch irgendwann freigegeben werden. Da stecken oftmals proprietäre Bibliotheken dahinter, für die eine Firma wie Topfield gar keine Vertriebsrechte hat und deshalb können diese Systeme vermutlich nie veröffentlicht werden. Worauf wir allerdings hoffen können ist, dass auch beim 7700 eine Art API eingeführt wird, also eine Programmierschnittstelle, so dass sowas wie TAPs wieder möglich werden.
Gruß,
Hagge