Kommentar: Grundverschlüsselung? Es gibt keinen Grund für eine Verschlüsselung!
Wer sich in diesen Tagen als verärgerter TV-Zuschauer an Fernsehsender wendet, die im kommenden Jahr ihre Signale über Satellit verschlüsseln wollen, bekommt zumeist eine fast identisch formulierte Antwort. Hier heißt es originalgetreu: "In nahezu ganz Europa werden die digitalen Satellitensignale bereits nur verschlüsselt ausgestrahlt. Die Inhaber attraktiver Programmrechte haben dies für die Rechtevergabe an Programmveranstalter zur Bedingung gemacht, um die Begrenzung der Ausstrahlung auf das Lizenzgebiet sicherzustellen. Wir müssen sicherstellen, dass wir attraktive Programmrechte auch noch in Zukunft erwerben können - unsere Zuschauer erwarten das von uns."
Die Antwort enthält gleich eine doppelte Irreführung der Zuschauer. Zunächst einmal ist es falsch, dass in nahezu ganz Europa verschlüsselt wird. Eher ist ein gegenteiliger Trend eingetreten: in Großbritannien haben sowohl die öffentlich-rechtliche BBC als auch die großen Privatsendergruppen wie ITV ihre Verschlüsselung über Satellit aufgegeben. Auch Frankreich entwickelt sich immer mehr zum Free-to-Air-Land. Zahlreiche neue Sender strahlen ihre Programme unverschlüsselt sowohl über Satellit als auch über DVB-T aus. Auch in Italien denkt man keineswegs darüber nach, populäre Privatsender zu verschlüsseln.
Dass die Rechteinhaber eine räumlich begrenzte Ausstrahlung fordern, ist keineswegs neu. Allerdings müssen hierfür die Sendesignale nicht verschlüsselt werden. SES Astra bietet laut eigenen Angaben eine Möglichkeit, auf der künftigen Satellitengeneration für eine räumliche Abgrenzung von Senderechten zu sorgen. Das Zauberwort heißt "Spot-Beams". Mit Hilfe dieser Technik ist es möglich, die vom Satellit ausgestrahlten Signale so auf gewisse Märkte, beispielsweise Deutschland, einzugrenzen, dass es nur einen geringen technischen Overspill, ähnlich wie bei der Terrestrik gibt. Deutsche Sender wären dann nur noch in Deutschland selbst empfangbar, aber nicht mehr in Spanien oder Irland.
In Wirklichkeit geht es den Privatsendern weniger um Senderechte, sondern vielmehr um die Kontrolle des Zuschauerverhaltens und die Adresse der Kunden. "Es geht darum, den Fernsehkonsumenten über die Verschlüsselung adressierbar zu machen, gab zuletzt der Deutschlandchef des Unternehmens NBC Universal, Wolfram Winter, im Handelsblatt selbst zu. Die Privatsender planen Extra-Angbote wie zusätzliche Pay-TV-Sender, Video-on-Demand, zeitversetzte Ausstrahlung der Programme, Rückkanäle für interaktive Anwendungen. Selbst regionalisierte und für jeden Zuschauer extra zugeschnittene Werbespots seien bald möglich, kündigte die ProSiebenSat.1-Tochter SevenOneMedia an. Für alles brauchen die Sender jedoch das genaue Profil des Zuschauers: ist er männlich oder weiblich? Wie alt ist er? Wohnt er in einem Ballungsgebiet oder auf dem Lande? Das alles ist nur mit einer Verschlüsselung des Sendesignals und einer Adressierbarkeit des Kunden möglich. Nicht zu Unrecht warnen Verbraucher- und Datenschützer vor dieser bedenklichen Entwicklung, die Fernsehzuschauer zu gläsernen Personen macht.
Sollten die Satelliten-Verschlüsselungspläne der Privaten das Kartellamt passieren, entscheiden jedoch die Zuschauer selbst über Erfolg und Misserfolg der neuen Satellitenplattform. Die Privaten haben schon angekündigt, neben der verschlüsselten Verbreitung parallel auch unverschlüsselt digital weiterzusenden. Und zwar so lange, bis genügend Zuschauer die neue Plattform abonniert haben und bereit sind, bis zu 3,50 Euro monatlich als sogenannte "Infrastrukturgebühr" zu zahlen. Nimmt man die Reaktionen über die Verschlüsselung in Internetforen oder Leserbriefe in Zeitungen als Maßstab, kann diese Übergangsfrist sehr lange dauern. Doch die Zuschauer rechnen schon mit einigen Ködern der Kommerzsender, etwa in Form von Untertiteln, die auf die neue Plattform hinweisen oder Schrifttafeln im unverschlüsselten Programm: "Leider können wir die folgende Sendung aus urheberrechtlichen Gründen nicht länger unverschlüsselt über Satellit ausstrahlen. Für ein Abonnement der neuen Satelliten-Plattform 'Dolphin' wählen Sie folgende Hotline..."
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