Selti hat geschrieben:Na ja, ganz fair ist der Peisvergleich so nicht. Der TMS hat z.B. nur 500GB, also musst Du auch beim HTPC eine solche einbauen. Außerdem hast Du eine Windows-Version zusammengestellt.
Nun gut, das lasse ich gelten. Macht 40 EUR weniger für die Festplatte und 85 EUR weniger für das Windows. Aber Linux hat auch so seine Tücken. Davon gleich mehr.
Mit dem Atom bist Du aber komplett auf dem Holzweg. Erstens ist das kein Dual-Core-Prozessor, sondern nur ein Einfach-Core mit Hyperthreading, und zweitens täuscht die Taktrate ungemein. Ein 1,6 GHz Atom liegt von der Leistungsfähigkeit etwa auf dem Niveau eines 800 MHz Celeron. Ich weiß von was ich spreche, ich habe ein NC10 Netbook von Samsung mit genau diesem Prozessor und das ist *nicht* fähig, einen HD-Strom ruckelfrei zu decodieren, geschweige denn zwei Ströme gleichzeitig. Also kannst Du die Idee mit dem Atom komplett in die Tonne treten. Ich habe einen Athlon X2 5000 BE bei mir im Heim-PC drin, also immerhin 2x 2700MHz, mit dem habe ich mal versucht, per Software einen von BluRay stammenden H264-Strom zu decodieren, auch da ging es nicht ruckelfrei. Insofern ist selbst meine oben gewählte Kombination vermutlich noch etwas zu schmalbrüstig.
Wobei da zugegebenermaßen die Grafikkarte wieder was rausreißen kann. Man braucht eine mit HD-Decodier-Support (z.B. ATI HD2000 aufwärts). ABER: genau dieser Hardware-Support wird unter Linux wieder nicht unterstützt. Und ich weiß auch hier wieder, von was ich rede. Ich habe eine HD2600XT in meinem Desktop-Rechner drin und das aktuelle Fedora-10-Linux drauf. Die ganzen OpenSource-Treiber unterstützen die aktuellen Grafikkarten ja noch nicht mal ansatzweise, also habe ich den proprietären Treiber fglrx von ATI drauf. Und da wird HD-Decodierung ebenfalls nicht unterstützt. Habe es mit Kaffeine, Totem, VLC und MPlayer ausprobiert. Bei Nvidia wird es nicht viel besser aussehen. Also muss es letztendlich doch wieder der Prozessor können und dann darf man keine so schmalbrüstige Lösung wählen, wie Du vorschlägst. Den 1GB Speicher sehe ich für einen HTPC für HD auch etwas zu knapp an. Und so "Kleinkruscht" wie Gehäuselüfter hast Du auch komplett vergessen. OK, Du vertraust auf den Atom, aber das funktioniert wie gesagt nicht. Und wenn Du eine passive Grafikkarte einbauen willst, brauchst Du sowieso mindestens einen Gehäuselüfter.
Mal ganz nebenbei bemerkt gibt es Atom-Boards meines Wissens gerade nur mit einigen wenigen Chipsätzen (üblicherweise dem 945GC), die allesamt die Grafik schon eingebaut haben und wo dann *keine* externe Grafikkarte mehr unterstützt wird. Insofern passt Deine Wahl sowieso von vorne herein nicht zusammen. Und die mir bekannten Atom-Boards bieten auch keine zwei Slots für zwei S2-TV-Karten. Also auch hier klappt Deine Lösung nicht mal ansatzweise.
Mini-ITX oder mATX-Gehäuse Hifi-Tauglich mit NT: 120 ?
Auch hier denke ich setzt Du zu wenig Geld an. Nur die Tatsache, dass es solche preiswerten Gehäuse gibt, sagt ja noch lange nichts darüber aus, ob das Ding mit den gewählten Komponenten überhaupt zusammen funktioniert. Wie sollen z.B. die beiden PCI-TV-Karten in ein Mini-ITX-Gehäuse passen? Das geht doch gar nicht.
Dann hat man nämlich ungefähr das, was die DREAM 8000 bereits fertig bietet, und auch hier liegt der Straßenpreis schon im dreistelligen Bereich.
Also ich hatte extra bei heise.de im Preisvergleich geschaut, der meines Wissens auf geizhals.at basiert, und da war 1100 EUR der minimale Preis. Also noch ne ganze Ecke von dreistellig weg.
Für einen Preis von 800? müsste das Topfield auch hinbekommen, aber wenn es hier so viele Leute gibt, die schon für einen stabil laufenden HD-PVR bereit sind, fast doppelt so viel auszugeben wie für ähnliche Geräte des Wettbewerbs, nur weil Topfield draufsteht, dass ist es kommerziell für Topfield wahrscheinlich besser, diese Rendite abzuschöpfen. Ich bin mir nur nicht sicher, ob eine solche Strategie langfristig aufgeht.
Du unterschätzt den Aufwand für die HTPC-Lösung. Du hättest also jetzt die Atom-Lösung aufgebaut, den ctVDR installiert, tagelang konfiguriert und nach den aktuellen Treibern für die TV-Karten gesucht. Auch hier glaube mir: ich suche schon lange nach Support für meine Terratec-S2-Karte unter Linux, bisher vergeblich. Jetzt im 2.6.29er-Kernel soll endlich was drin sein. So leicht ist das also alles nicht.
Letztendlich hättest Du dann bemerkt, dass es so tatsächlich nicht ruckelfrei geht und Du hättest eine komplett neue Hardware aufbauen müssen. Ergebnis: weit mehr Geldausgabe als für den Topfield. Und auch hier spreche ich aus Erfahrung: unser Hardware-Chef hatte auch vor einem Jahr die Idee, einen HTPC aufzubauen. Nicht mal mit Doppeltuner, sondern nur ein Tuner. Der baut jetzt schon ein Jahr lang dran rum, weil immer irgendwas nicht geht. Und der hat nicht mal die Linux-Lösung, sondern die Variante mit Media Center Edition. Aber mal wollte sein Toshiba-TV nicht mit der Onboard-Grafik sprechen, sobald man auf HD umschaltete, da war dann eine zusätzliche Grafikkarte notwendig. Die geht aber natürlich nicht direkt rein, sondern man braucht erst einen Winkelsteckersatz für PCIe x 16-Sockel. Dann war das tolle 6cm hohe Gehäuse so eng, dass der CPU-Lüfter beim Ausblasen der Warmluft durch die Lüftungslöcher immer ein rauschendes Geräusch erzeugte. Da hat er dann die Löcher aufgebohrt. OK, war das etwas besser, aber es mussten noch weitere Lüfter rein. Das waren dann 5cm-Lüfter wegen der geringen Bauhöhe. Die surren aber alle ewig laut, da gibt es praktisch nichts leises. Also hat er sich anschließend doch nochmal ein ganz anderes Gehäuse gekauft, damit Lüfter mit größerem Durchmesser rein können. Und so ging das ständig weiter. Dann wollte iTunes nicht mit dem NAS-Server sprechen, oder besser gesagt, das ging schon, aber kaum hat man einfach mal so ein Lied auf den NAS-Server gelegt, hat iTunes wieder mehrere Stunden lang neu synchronisiert. So war das unbrauchbar. Dann brauchte es eine BluRay-Software, die es zu kaufen galt. Die spielte dann erst nach mehreren Patches mit dem Media-Center zusammen. Dann ging der Standby nicht, weil beim Aufwachen das Netzwerk nicht mehr erkannt wurde. Also musste er immer komplett runterfahren. Auch unbrauchbar, wenn man erst mal 3 Minuten warten muss, wenn man die Kiste einschaltet, bevor man sie nutzen kann. Es war auf jeden Fall ein ewiges Leid. Und meine Kollege ist kein Dummkopf, der kennt sich mit PCs schon recht gut aus, immerhin entwirft er selbst seit einigen Jahren unsere Single Board Computer.
Aber das mit den HTPCs ist alles nicht so ganz einfach, wie man im ersten Moment denkt. Wer es einmal ansatzweise mitgemacht hat, ist am Ende vielleicht froh, wenn er lieber ein paar Euro mehr zahlen kann und dafür jemand anderes sich den Kopf über diese ganzen Probleme zerbrechen muss und man (hoffentlich) eine fertig funktionierende Lösung bekommt. Ich habe das bei meinem Kollegen mitbekommen und mir auch selbst schon öfters Gedanken über einen HTPC gemacht. Glaube mir, Du wirst es nicht mit weniger Aufwand als 800 EUR (funktionierend) hinbringen. Und Du wirst monatelang kotzen, weil die Software nicht das tut, was Du gerne hättest und bist ständig auf der Suche, dass es endlich etwas besser wird. Speziell unter Linux. Darum war mein Ansatz auch mit Media-Center-Edition, das spart einem die eine oder andere Woche an Konfigurationstests.
Tschau,
Hagge