Als letztes: "
Micro" von Michael Crichton und Richard Preston.
Kurz: Verzichtbar. Nichts Neues, weder erzählerisch noch inhaltlich. Die netten Details über die Mikrowelt der Tiere gab's schon in dutzenden Abenteuerbüchern vergangener Jahrzehnte bis zurück zu Jules Verne. Zu geschrumpften Menschen fallen mir allein drei Hollywood-Filme ein. Über Pheromone habe ich vor zwanzig Jahren in Werbers "Die Ameisen" mehr gelernt. Und Nanorobotern hat Crichton selbst mit "Prey" (Beute) schon einen kompletten Thriller gewidmet, der zwar auch kein tolles, aber doch ein besseres Buch ist als "Micro". Das ist zwar halbwegs spannend und flüssig zu lesen, bietet aber kaum Überraschungen und lässt alle Protagonisten so blass bleiben, als hätte der Autor nicht die geringste Lust gehabt, sich mit ihnen zu beschäftigen. So war es wohl auch.
Was für ein banaler Abschluss, wenn ich ihn mit meinem großen Crichton-Favoriten "
Dino Park" vergleiche!
Aktuell: "
Der Anschlag" von Stephen King. Ganz anderes Kaliber. Über den Hauptakteur erfährt man schon auf den ersten zwei Seiten mehr als bei Crichton im gesamten Buch. King schreibt fast so eindringlich fesselnd wie früher in den Achtzigern und Neunzigern, als ich einiges von ihm verschlungen habe.
Vor allem aber macht er im ersten Drittel des Buchs (bin auf Seite 355 von über tausend) einen für mich folgenreichen Schlenker. Dieser Teil des Buchs spielt nämlich u.a. in Derry/Maine, und wer King kennt und mag, den gruselt es schon, wenn er nur den Namen dieser Kleinstadt hört. Und jetzt kommt's: Er lässt seinen Protagonisten auf dessen zweiter Zeitreise ins Jahr 1958 in einer zufälligen Begegnung auf zwei der damals jugendlichen Akteure (für Kenner: Richie Tozier und Beverly Marsh) treffen, die im King-Meisterwerk "
Es" gegen das Derry-Monster kämpften! Das hat mich richtig aufgewühlt, ist "Es" doch der Roman, der mich von aller jemals gelesenen Belletristik emotional am meisten beeindruckt (eigentlich: erschreckt) hat. Ein Hammer, dieser kleine Kunstgriff für Ihre Fans, danke, Mr. King, Sir!
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Die Folge: Ich habe mir den ganz ordentlichen TV-Zweiteiler von "Es" heute als DVD bestellt und werde das Buch im Anschluss an "Der Anschlag" erneut lesen, dann zum dritten oder vierten Mal seit 1986. Zeit, wieder bei jedem nächtlichen Toilettengang alle erreichbaren Lichtschalter zu betätigen, hinter jede Tür zu sehen und keiner WC-Brille zu trauen ...
Edit: Soeben lese ich, dass erst seit 2011 die vollständige Übersetzung als deutsche Ausgabe vorliegt. Und tatsächlich: Meine beide roten Ausgaben haben jeweils nur rund 1.000 Seiten, während die aktuell erhältliche mit 1.536 Seiten angegeben wird: Na dann: Her mit dem "Director's Cut"!