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von hagge » Mo 13. Aug 2007, 13:07
[quote=""strichi""]Was benötigt ein HDTV-Topf (für mich) unbedingt:
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- vollkommener und durchgängiger Verzicht auf HDCP-Verschlüsselung[/quote]
Hmm, warum ist dieser Punkt für viele Leute so wichtig? Ich finde den eigentlich recht irrelevant.
Was heißt HDCP eigentlich? Es heißt, dass das Wiedergabegerät, also hier der Topf, das Signal auf dem Weg zum Darstellungsgerät, also dem Fernseher, verschlüsseln kann. Mit dem Hintergedanken, dass man es nicht auf diesem Weg digital abgreifen können soll. Wenn ich das aber nicht vor habe, ist es doch komplett irrelevant, ob dieser Weg verschlüsselt ist oder nicht. Wenn man davon ausgeht, dass man zur Anzeige eines HDTV-Signales sowieso ein HD-Ready-Gerät erworben hat, ist einem HDCP also komplett egal.
Was anderes ist das Broadcast-Flag und ob das berücksichtigt wird. Hier könnte man sich schon eher ärgern, wenn das bei Beachtung dazu führen würde, dass ein solcher Film nicht mehr auf die interne Festplatte aufgezeichnet werden kann. Aber HDCP spielt hierbei überhaupt keine Rolle.
Warum ist HDCP also so böse und ein K.O.-Kriterium?
Zum anderen Punkt PiP. Ich arbeite in der Elektronikbranche, unsere Firma stellt Single Board Computer und andere Embedded Systeme her. Da kriegt man mit, wie das mit Bauteilen oft so läuft. Man sieht zum Beispiel ein Datenblatt von einem Prozessor/Microcontroller mit eingebauter LCD-Ansteuerung. Da steht, dass der die Auflösung 640x480 Pixel unterstützt. Man entwirft ein halbes Jahr ein Board dafür, schreibt Software und Treiber dafür, probiert es dann aus und stellt fest, dass zwar 320x240 geht, aber eben nicht 640x480. Man fragt beim Hersteller (in diesem Fall Motorola/Freescale) nach und bekommt dann nach langem langem Warten mitgeteilt, dass das tatsächlich nicht funktioniert. Aber nicht dass der Hersteller dann das Feature, sprich die Hardware des Prozessors korrigiert, nein, es wird einfach das Datenblatt geändert und das 640x480 rausgeschmissen und noch ein Errata-Blatt herausgegeben. Das war's. Dass das aber genau der Entscheidungsgrund für diesen Prozessor war und wir nun unsere ganze Entwicklung in den Mülleimer werfen können, interessiert niemanden.
Und so geht es eben nun auch Topfield. Die haben einen Chip ausgewählt, weil der gewisse Features versprochen hat. Dass es momentan mal nur wenig Auswahl gab, ist zweitrangig. Und nun bekommen sie kurzerhand mitgeteilt, dass eines dieser Features nicht funktionieren wird. Da wird sich nichts dran ändern. Topfield hat das Design fertig, da lässt sich nichts mehr dran rütteln. Das einzige, auf was Topfield hoffen kann ist, dass es entweder eine neue Revision des Chips gibt, die dieses Feature korrigiert, wenn es ein Hardware-Problem ist, oder dass eben der Treiber noch erweitert wird, wenn es nur ein Software-Problem ist. Nur jetzt gerade eben gibt es eben kein PiP.
Ansonsten kann Topfield noch überlegen, ob sie irgendwann mal einen anderen Chip (Nachfolger?) einsetzen, wenn es denn mal diesen geben sollte. Aber momentan haben sie keine andere Wahl. So ist der Chip, so muss man ihn nehmen. Und selbst so eine große Firma wie Topfield ist niemand, der hier Bedingungen stellen kann. Und selbst wenn, es *gibt* keinen anderern Chip jetzt im Moment, also was will man machen? Auf den Kopf stellen und mit den Füßen wackeln?
Per Software lässt sich so ein Feature nicht realisieren. So ein Gerät funktioniert ja nur, weil die Dekodierung vom empfangenen Stream bis zur Anzeige in Hardware abläuft. Der Prozessor ist viel viel zu schmalbrüstig für sowas, ein paar hundert Megahertz reichen derartigem nicht mal ansatzweise. Per Software könnte nicht mal ein einziger HD-Stream dekodiert werden. Darum, wenn das ein Hardware-Problem ist, dann geht es schlicht und einfach nicht. Punkt.
Gruß,
Hagge