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von hagge » Do 8. Nov 2007, 10:06
Hallo,
auch von mir ein paar Gedanken zur TV-Technik.
Prinzip: Beim Plasma-TV leuchten die roten, grünen und blauen Pixel von selbst, das LCD (=TFT) hat ein dauerhaftes Hintergrundlicht, das mehr oder weniger von den sich ändernden roten, grünen und blauen Pixeln abgedunkelt wird. Entsprechend hat ein Plasma eher Probleme bei hellen Stellen (kriegt es nicht hell genug), ein LCD eher bei dunklen Stellen (kriegt das vorhandene Licht nicht gut genug abgedunkelt).
Vom Kontrast und Farbraum her ist die Plasma-Technik prinzipiell sehr gut. Schwarz ist eben satt schwarz und man kann viele Farbtöne darstellen. Bei Plasma wird's nur dann kritisch, wenn große helle Flächen dargestellt werden sollen. Da steigt der Stromverbrauch und das Glas wird sehr warm. Darum regeln die Geräte immer etwas runter, so dass man keine so richtig weißen Flächen sieht, sondern immer leicht graue. Das war früher ganz krass, heute ist es eher weniger zu sehen. Die Geräte werden ja immer besser und können das ausgleichen. Vom Stromverbrauch liegt der Plasma immer deutlich über dem LCD.
Die LCD-Geräte haben sich in den letzten zwei Jahren extrem stark verbessert. Durch Verändern des Hintergrundlichtes wird der Kontrast stark erhöht, durch neue CFL-Röhren oder gar LEDs wird das Weiß des Hintergrundlichts reiner, so dass sich hier auch der Farbraum deutlich verbessert hat. Man kann sagen, dass aktuelle LCDs den Plasmas hier nicht mehr nachstehen. Hier wird sich in naher Zukunft immer noch mehr tun, denn es stehen noch weitere Technikverbesserungen für LCD ins Haus wie z.B. selektives Hintergrundlicht, mit dem das Bild je nach Bildinhalt unterschiedlich hell ausgeleuchtet wird und so Kontrastverhältnisse von 1:50000 und mehr möglich werden. Außerdem spart es nochmal zusätzlich Strom. Es gibt sogar Ideen, schon das Backlight in R, G und B aufzusplitten.
Was eigentlich für alle Geräte gilt, egal ob Plasma oder LCD: die Geräte können (aus mir unverständlichen Gründen) keine Interlaced-Bilder (Halbbilder) anzeigen, sondern nur Vollbilder. Darum müssen Interlaced-Signale, egal ob HD oder normale PAL-Auflösung, immer deinterlaced werden. Dazu kommen häufig noch Umrechnungen auf 60 Hz, weil die Geräte mal wieder hauptsächlich für den amerikanischen Markt entwickelt werden und so werden hiesige Fernsehbilder unnötigerweise kompliziert umgerechnet. Darum sollte man darauf achten, dass der Fernseher das dann zumindest möglichst gut macht. Und genau hier trennt sich oft die Spreu vom Weizen. Hier kommen die großen Preisunterschiede zum tragen. Ich würde immer empfehlen, sich was mit Lauftext (z.B. n-tv) zeigen zu lassen, da kann man am besten sehen, wie gut die Umrechnung funktioniert. Wenn die Laufschrift ruckelt oder unscharf ist, Finger weg von dem Gerät. Gute Fernseher kriegen das perfekt hin.
Ebenso gilt für alle Geräte, vielleicht für LCD etwas mehr: die Bilder ruckeln anscheinend bei Kameraschwenks und Bewegungen im Bild. Das liegt nicht an der Technik, die ist eigentlich völlig scharf, es liegt an der Art der Wahrnehmung im Auge. Die wird bei Bildern, die dauerhaft bis zur nächsten Änderung stehen bleiben und nicht wie beim Röhren-TV nur kurz aufblitzen, irritiert und es ist das eigene Auge, das dann unvermeidbar ruckelt. Das wird heutzutage durch die 100Hz-Technik wieder ausgeglichen. Dabei werden mühselig zusätzliche Zwischenbilder berechnet. Das klappt auch mehr oder weniger gut. Diese 100Hz-Technik hat also einen ganz anderen Grund als bei Röhrenfernsehern. Dort war es die Verringerung des Flimmerns. Hier ist es die Erhöhung der Bildabfolge zu Vermeidung von Ruckeln.
Thema Auflösung: Wenn man sich jetzt schon ne ordentliche Glotze kaufen will, sollte man nicht auf halbem Weg stehen bleiben. Wenn dann nur Full-HD. Alles andere ist nichts halbes und nichts ganzes.
Thema Sitzabstand bzw. Bilddiagonale. Bisher hat man gesagt so etwa das 4- bis 5-fache der Bilddiagonale als Sitzabstand wählen. Oder umgekehrt, bei 4m Sitzabstand etwa 80cm bis 1m Bilddiagonale. Wäre also etwa 32 bis 40 Zoll. Bei HD, also mehr als doppelter Auflösung jeweils in horizontaler und vertikaler Richtung kommt da nochmal etwa Faktor 2 ins Spiel. D.h. entweder nochmal doppelte Bildgröße, oder halbe Entfernung. Ich kenne beispielsweise einen Bekannten mit Full-HD-Beamer, bei dem sitzt man etwa 3-4m von der Leinwand weg und das Bild hat auch etwa 3m Breite. Man sieht trotzdem keinerlei Pixel. Man darf sich also nicht irritieren lassen, dass man bei HD deutlich näher am Gerät sitzt, bzw. ein deutlich größeres Bild sieht als früher. Aber umgekehrt darf man auch nicht vergessen, dass ja (noch) nicht alles HD ist. Also 42 Zoll bei 4m wäre schon nicht schlecht, aber dann muss man näher ran, wenn HD-Sendungen kommen. Es kann aber auch noch deutlich größer werden, dann sieht man eben beim normalen PAL-Fernsehen ein leicht unscharfes Bild (oder muss wieder etwas weiter weg, wenn das geht).
Mein persönlicher Tipp wäre darum, sich mal die aktuellen Full-HD 100Hz-LCDs von Samsung oder Sharp anzuschauen. Auch die neuen Sonys sind nicht schlecht. Was da an Bildqualität rüberkommt, ist schon beeindruckend. Ich würde den LCDs zur Zeit eher den Vorrang vor Plasmas geben, erst recht wenn man den Stromverbrauch mal einrechnet. Da können im Jahr schnell mal 100 EUR mehr oder weniger Stromkosten auflaufen, je nach TV-Technik.
Und keine alten Geräte vorführen lassen. Die sind wirklich deutlich schlechter, selbst wenn sie erst ein Jahr alt sind. Ja, leider sind die aktuellen dann auch etwas teurer. Aber die Fortschritte sind so gewaltig, das macht schon einen deutlichen Unterschied. Auch mal darauf achten, wie nah man vor die Geräte stehen kann, bevor es einem zu unscharf vorkommt. Dabei beide Formate, also HD und normal testen.
Letztendlich wird dann doch irgendwo wieder das eigene Geld-Budget eine gewisse Grenze setzen.
Gruß,
Hagge
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hagge am Do 8. Nov 2007, 10:15, insgesamt 1-mal geändert.