[quote=""TV-Junkie""]Ich hab Deinen Artikel schon verstanden, aber warum macht Topfield das, was andere Hersteller auch machen und ist keinen eigenen Weg gegangen[/quote]
Weil es der einzige Weg ist, ein solches Gerät zu einem akzeptablen Preis in einer akzeptablen Größe mit einem akzeptablen Stromverbrauch zu bauen. Der Microcontroller kostet nur einen Bruchteil von dem, was ein aktueller Intel- oder AMD-Prozessor kostet, hat aber schon wie gesagt die ganze Zusatzperipherie (MPEG-Decoder, Videokarte, Soundkarte, Festplattenanbindung, Speicheranbindung) an Bord.
bzw. hat die Hersteller von solchen Microprozessoren aufgefordert, was neues, schnelleres zu bauen.
Auch der Microcontrollermarkt entwickelt sich kontinuierlich weiter. Das Problem ist aber genau die Peripherie. Die ist ja wie gesagt auf dem Chip mit drauf und braucht auch ihren Platz und ihre Fertigungstechnologie. Darum sind solche Microcontroller oft einen bis zwei Größen hinterher. Wo Intel jetzt in 65nm-Technik und bald in 45nm-Technik produziert und AMD gerade von 90nm auf 65nm wechselt, da sind solche Microcontroller oft noch im Bereich von 120nm, weil eben die andere Peripherie, über die sich AMD und Intel überhaupt keine Gedanken machen, auch erst mal so klein gemacht werden will.
Überhaupt passt auf einen Chip eben nur eine gewisse Anzahl an Transistoren drauf. Und da braucht beispielsweise ein MPEG-Decoder eben auch eine ganze Menge.
Das Temperaturproblem, das nollipa schon erwähnt hat, ist ebenfalls ein wichtiger Grund. Niemand möchte Lüfter und komplizierte, teure Lüftungstechnik im Sat-Receiver haben. Um aber einen Prozessor so stromsparend zu bekommen, dass er passiv gekühlt werden kann, bedarf es eben noch etwas längerer Entwicklung. Und oft muss man eben an der Taktrate nach unten drehen, weil es anders einfach nicht geht. Bei den x86-Prozessoren wurde ja lange Zeit auf Geschwindigkeit getrimmt, ohne Rücksicht auf notwendige Kühlung und Stromverbrauch. Das geht eben bei so einem Consumer-Electronics-System nicht mehr. Ein MPEG-Decoder würde so einen Prozessor immer unter Volllast laufen lassen, und willst Du so ein Gerät haben, das andauernd 200 Watt schluckt?
Und dann ist es eben Fakt, dass nur x86-Prozessoren so auf Hochgeschwindigkeit optimiert sind, weil das schon seit Jahren so geht. Das ist die Königsklasse, in deren Weiterentwicklung und Optimierung die beiden Firmen Intel und AMD Unsummen von Geld stecken. Die gleiche Firma Intel, die x86-Prozessoren im Gigahertzbereich baut, baut mit dem XScale aber auch nur solche Microcontroller, deren ARM-Kerne nicht mehr als etwa 500Mhz schaffen. Es ist eben das, was gerade technisch machbar ist.
Auch da bleibt die Entwicklung nicht stehen, ausser der Kunde (in dem Fall Topfield und andere) gibt sich mit dem zufrieden, was da ist.
Nein, die Entwicklung geht da genauso weiter, nur eben aufgrund der zusätzlichen Peripherie und der stromsparenden Technik nicht so aufsehenerregend und spektakulär. Was man da aber für ca. 30-100 EUR je nach Microcontroller dann an Leistung bekommt, ist eigentlich verdammt beeindruckend. Da kann die PC-Technik trotz ihrer Stückzahlen nicht mithalten.
Und das man mit solchen Microcontrollern nicht in die Gigahertz Ebene aufrückt, will mir nicht in den Kopf.
Weil es auch mal so langsam zu Dir durchgedrungen sein sollte, dass Gigahertz nicht alles ist. AMD war immer etwa gleich schnell wie Intel, und trotzdem lag der Takt bei AMD deutlich niedriger. Und mit dem Core2 hat Intel auf einmal auch Prozessoren gebracht, die deutlich langsamer getaktet waren und dennoch schneller als die Pentium4 waren.
Überhaupt wird schon seit einigen Jahren auch bei den PC-Prozessoren gar nicht mehr so stark an der maximalen Taktrate gedreht, sondern mehr auf andere Techniken wie Parallelverarbeitung gesetzt. Und genau das macht ein Microcontroller extrem, indem er eben viele viele Dinge parallel durch dafür spezialisierte eigene Hardware erledigen lässt.
Du kannst das in etwa vergleichen mit einem PC, der nur eine Onboard-Grafik hat und wo der Prozessor mehr oder weniger alles mit der Grafik selbst machen muss. Auch wenn der Prozessor noch so schnell ist, er wird nie so schnelle Grafik für Spiele hinkriegen, wie ein PC, der eine deutlich langsamere CPU hat, aber dafür eine schnelle Grafikkarte. Genauso ist es mit Microcontrollern. Die haben die schnelle Grafikkarte sozusagen schon eingebaut und sind damit viel viel schneller, als sie es ohne diesen Grafikkern je sein könnten, und wenn der CPU-Kern noch so schnell wäre. Die höhere Geschwindigkeit des Kerns wäre aber nur ohne eingebauten Grafikkern technisch machbar. Insofern ist die gewählte Lösung die bessere: lieber langsamerer CPU-Kern und dafür die parallele Grafik.
Dazu sind die x86-CPUs sogenannte CISC-CPUs, also CPUs mit einem komplexen Befehlssatz, wo jeder Befehl viele viele Taktzyklen braucht. Das wird zwar durch Pipelining optimiert, aber im Schnitt braucht immer noch jeder Befehl deutlich mehr als einen Takt. Die in den Microcontrollern eingesetzten Kerne sind hingegen RISC-CPUs mit einem reduzierten aber dafür optimierten Befehlssatz, bei denen praktisch *jeder* Befehl genau einen Takt braucht. Durch sogenannte superskalare Ausstattung mit mehreren Rechenwerken können sie sogar im Schnitt in weniger als 1 Takt die Befehle abarbeiten. Es ist durchaus üblich, dass ein Microcontroller mit 500 MHz Takt etwa 600-700 Millionen Instruktionen pro Sekunde (MIPS) berechnen kann. Damit sind diese Prozessoren auch mit weniger Taktrate ziemlich schnell.
Aber da Du dich ja so gut auskennst, was hat den eine PS3 oder Xbox für Prozessoren im Verhältnis zum 7700HDPVR
Wenn Du einmal eine solche Spielekonsole in der Wohnung hattest, wüsstest Du, dass Du so eine Krachbox nicht unbedingt als Sat-Receiver haben wolltest. Die Lüfter rauben einem den Nerv.
Dazu hat Sony so ziemlich alles dran gesetzt, und zusammen mit IBM den Cellprozessor entwickelt. Alleine hätte das auch Sony nicht geschafft, nur indem sich zwei solche Riesen zusammengeschlossen haben, war so ein Milliardenprojekt zu stemmen. Und selbst dann hat es noch etwa 5 Jahre Entwicklungszeit gekostet. Das ist aber noch nicht alles. Damit sich die PS3 überhaupt verkauft, müssen sie massenhaft Geld zu jedem Gerät zuschießen. Pro PS3 macht Sony etwa 200 EUR miese. Und das obwohl sie viele viele Millionen Geräte weltweit verkaufen. Das geht nur, weil die Spiele dann entsprechend teuer sind. Und wenn es dumm läuft, kann diese Aktion selbst einer so großen Firma wie Sony das Kreuz brechen. Das ist noch lange nicht entschieden.
Und da glaubst Du, dass so eine Firma wie Topfield auch nur ansatzweise sowas auf die Beine stellen könnte? Du unterschätzt die Kosten für sowas etwas. Topfield hat vielleicht 1/100 oder vielleicht nur 1/1000 an Umsatz von dem, was Sony hat. Die Neuentwicklung eines Chips kostet aber wie gesagt Milliarden. Solche Mehrkosten müssen später auf das Gerät aufgeschlagen werden. Einfach einen bestehenden Microcontroller einzusetzen kostet hingegen nichts zusätzlich. Was würdest Du als Firmenchef machen? Würdest Du das Risiko eingehen und das Entwicklungsgeld vorstrecken? Nur um ein klein wenig besser zu sein als die anderen?
Gerade die Spielekonsolen zeigen doch, worauf es ankommt. Micrsosoft und Sony bekriegen sich bis aufs Messer mit neuen Hardware-Entwicklungen, und der lachende Dritte ist die Firma Nintendo, die mit einem weitaus schwächeren Gerät, aber den besseren Software-Ideen weit mehr Geräte verkauft als die beiden anderen.
Gruß,
Hagge