Was ist das?
Die Squeezebox ist quasi eine Brücke zwischen LAN und Stereoanlage. Der Squeezebox-Receiver kann Audio-Streams der folgenden Formate wiedergeben:
- MP3 (CBR und VBR)
- FLAC
- WAV
- AIFF
- WMA (CBR und VBR)
- OGG
- Integriertes 802.11b/g-WiFi,
- einen 10/100-Mb/s-Ethernetanschluss,
- ein 24-Bit-HiFi-DAC von Wolfson und
- optische und koaxiale digitale sowie analoge Audio-Ausgänge.
- Ein beleuchtetes 6-cm-Farb-TFT-Display,
- einen Li-Ionen-Akku und
- integriertes 802.11b/g-WiFi,
Um Musik abspielen zu können, benötigt der Controller einen Server. Dieser kann sowohl das SqueezeNetwork, eine von Logitech betriebene Internetpräsenz, als auch ein lokal installiertes SqueezeCenter sein. SqueezeCenter gibt es für viele Betriebssysteme. Im SqueezeNetwork steht es in folgenden Varianten zur Verfügung:
- Debian/Ubuntu Linux
- Mac OS X 10.3-10.5
- NETGEAR ReadyNAS NV/Duo
- NETGEAR ReadyNAS Pro
- Linux RPM
- Perl Source Code
- Windows 2000/XP/Vista
Das SqueezeCenter stellt die Verbindung zu Internetradios, Internet-Musikdiensten, lokalen Musikdateien und anscheinend auch UPnP-Servern her. Außerdem transkodiert es die folgenden Audio-Formate in ein für den Receiver verständliches Format:
- AAC (.M4A)
- Apple Lossless
- WMA Lossless
- APE
- MPC
- WavPack
Ich wollte einen WLAN-fähigen Receiver mit digitalem Ausgang. Die Auswahl ist nicht so groß. Eine Alternative wäre [thread=10256]Sonos[/thread] gewesen. Allerdings kann sich dort der Receiver nicht direkt mit dem WLAN verbinden, und ich hätte eine Bridge neben meine FRITZ!Box stellen müssen, die dann ein proprietäres Sonos-WLAN aufgemacht hätte. Das wäre nach WLAN und DECT das dritte Funknetzwerk im Haus gewesen. Außerdem hätte mich die Zusammenstellung mit gleichem Funktionsumfang von Sonos etwa 900 € gekostet. Die Squeezebox Duet gibt es bei amazon für 350 €.
Lieferung
Keine Überraschungen. Mittwoch Nacht bei amazon bestellt, Freitag Nachmittag war sie da - im Gegensatz zu mir. Also Samstag Morgen bei der Post abgeholt.
Verpackung
In der üblichen grün-weißen Logitech-Umverpackung steckt eine aufwändig gestaltete schwarze Box. Alle Komponenten sind noch einmal einzeln in Folie verpackt.
Erster Eindruck
Die Geräte machen einen gut verarbeiteten Eindruck. Insbesondere der Controller und die Ladestation sind ziemlich schwer. Der Controller ähnelt einem iPod - na gut, er hat ein paar Tasten mehr. Positiv fällt auf, dass das Navigationsrad ein richtiges Rad ist, und nicht nur ein kreisförmiges Stück Folie wie beim iPod.
Dokumentation
Im Deckel der schwarzen Box steckt ein Einschub mit einem dicken Handbuch. Leider stellt sich heraus, dass es seinen Umfang der Tatsache schuldet, dass es in 16 Sprachen geschrieben ist. Acht Seiten pro Sprache, davon je eine Seite Sicherheitshinweise und eine Seite Garantiebestimmungen. Die angegebene URL für den Download des aktuellen Handbuchs führt leider nicht zum Ziel. Da ich das Handbuch schon vor der Bestellung gefunden, herunter geladen und kurz überflogen hatte, beschließe ich, es zunächst ohne Handbuch zu versuchen.
Aufbau
Der Aufbau ist im mitgelieferten Handbuch beschrieben und nicht schwer. Ungewöhnlich ist, dass auf die kleinen Steckernetzteile zunächst Adapter aufgesteckt werden müssen. Adapter für Deutschland (Eurostecker) und England liegen bei. Viel mehr ist nicht zu tun: Receiver mit einem Koaxialkabel an einen Digitaleingang meines Vorverstärkers anschließen und mit dem Netzteil verbinden, Netzteile in die Steckdosen - fertig. Jetzt wird der mitgelieferte Lithium-Ionen-Akku in den Controller eingelegt. In der Anleitung steht etwas von aufladen, aber anscheinend ist der Akku nicht ganz leer und der Controller springt an. Da ich gerade sowieso Frühstück vorbereite, stecke ich ihn trotzdem in die Ladeschale.
Einrichtung
Frühstück ist beendet. Leider zeigt der Controller keinerlei Anzeichen des Ladevorgangs, so dass ich nicht weiß, wie voll der Akku schon ist. Insbesondere steht nirgendwo, ob der Controller zum Laden eingeschaltet sein muss. Da ebenfalls nirgendwo steht, dass man den Akku vor der ersten Benutzung vollständig laden sollte, fange ich an.
Ich schalte den Controller an und bin wegen vieler Verrisse im Internet darauf vorbereitet, dass ich ohne Handbuch nicht weiter komme. Das Gegenteil ist der Fall. Der Controller führt mich idiotensicher durch die Einrichtung.
Zunächst muss ich den Controller ins WLAN einhängen. Ich aktiviere bei der FRITZ!Box das Senden der SSID. Daraufhin wird das Netzwerk angezeigt. Wenn man die Squeezebox später bei versteckter SSID betreiben will, darf diese allerdings auch bei der Einrichtung nicht gesendet werden, sondern man muss sie per Navigationsrad manuell eingeben. Das ist etwas mühsam, und auch die Eingabe des Netzwerkschlüssels ist besonders langwierig. Hier würde man sich eine Taste wünschen, mit der man schnell zwischen Großbuchstaben, Kleinbuchstaben und Sonderzeichen hin- und herschalten kann. Sobald die Netzwerkparameter eingegeben sind, verbindet sich der Controller mit dem WLAN.
Als nächstes ist der Receiver dran. Der Controller zeigt eine Liste der verfügbaren Receiver an. Wenn nötig, werden diese mit Hilfe ihrer MAC-Adresse unterschieden. Man wählt den Receiver aus und überlässt den Rest der Software.
Jetzt wählt man die Musikquelle aus. Ich hatte an dieser Stelle noch kein SqueezeCenter installiert, so dass ich nur SqueezeNetwork auswählen konnte. Der Controller registriert sich beim SqueezeNetwork und zeigt eine PIN an, die man benötigt, um ihn dem eigenen Benutzerkonto zuordnen zu können. Hätte ich die Anleitung gelesen, hätte ich zu diesem Zeitpunkt schon ein Benutzerkonto gehabt, aber es ist auch kein Problem, dieses erst jetzt einzurichten. Nachdem man die PIN eingegeben hat, hat man auch vom Browser aus Kontrolle über seine Squeezebox.
Jetzt noch schnell meine Registrierungsdaten von Last.fm eingeben. Leider ist außerhalb des Standard-Einrichtungspfades die Menüführung nicht mehr ganz so gut, so dass ich ein paar Minuten brauche, bis es funktioniert. Erst als ich die Sprache auf Englisch umschalte verstehe ich, was zu tun ist, und ich kann das erste Mal meine Last.fm-Empfehlungen aus den großen Lautsprechern hören. Es wird eine Datenrate von 128 kBit/s angezeigt, aber die Qualität ist gut.
Mit der richtigen Musik im Hintergrund geht die Installation des SqueezeCenter leicht von der Hand. Es stellt sich heraus, dass das SqueezeCenter ein Hintergrundprozess ist, auf das über eine Web-Schnittstelle zugegriffen wird. Dort werden die Anmeldedaten für das SqueezeNetwork eingegeben, und sofort ist auch hier mein Last.fm-Account verfügbar. Außerdem wird abgefragt, wo nach meinen Musikdateien gesucht werden soll, und ob SqueezeCenter auf meine iTunes-Bibliothek zugreifen soll. Die Bibliothek wird gescannt und steht danach einschließlich aller Playlists und Podcasts zur Verfügung.
Erfahrungen
Jetzt läuft die Box seit fast einer Woche, und ich habe schon ein paar Dinge ausprobiert, teilweise weil darüber im Internet gemeckert wurde. Zum Beispiel sollte die Bandbreite des Funknetzes nicht ausreichen, um verlustlos komprimierte Musik abzuspielen. Also habe ich mal eine CD im FLAC-Format abgespeichert und abgespielt. Der Klang ist einfach grandios, und das Netzwerk hat keinerlei Probleme. Ich überlege schon, mir ein NAS mit viel Plattenplatz hinzustellen und alle meine CDs als FLAC aufzunehmen.
Ich habe mal meine Eindrücke in positive und negative untergliedert.
Pro
- Die Klangqualität ist immer gut. Ich vermute, dass der Wandler ein paar Tricks drauf hat, sodass man bei einer Datenrate von 128 kBit/s nicht vom Klirren erschlagen wird. Der Hochtonbereich klingt dann etwas verwaschen. Spielt man dagegen verlustfrei komprimiertes Material ab, zeigt der Wandler, was in ihm steckt. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass der Klang besser als von CD ist. Ich habe zwar noch keine Voodoo-Kabel angeschlossen, habe aber bisher den Eindruck, dass es sich lohnt, den digitalen Ausgang zu verwenden.
- Der Receiver spielt zuverlässig. Das einzige Bedienelement - den Reset-Knopf - musste ich bisher noch nicht bemühen, obwohl ich ziemlich viel herumprobiert habe. Er bootet auch klaglos (er ist am geschalteten Netzausgang meines Vorverstärkers angeschlossen) und verbindet sich stets ohne Mucken mit dem Netzwerk.
- Das System ist auf Flexibilität ausgelegt. So viele Funktionen wie möglich sind in Software realisiert, so dass man eine Chance hat, eventuelle Fehler später leicht zu beheben. Ein auffälliges Beispiel ist der Kopfhörerausgang am Controller. Mit der neuesten Software kann der Controller auch als Receiver betrieben werden. Sobald man einen Kopfhörer anschließt, wird der eingebaute Lautsprecher ab- und der Kopfhörerausgang eingeschaltet. Normalerweise wäre dafür ein Schaltkontakt in der Kopfhörerbuchse zuständig. Die Tatsache, dass diese Umschaltung noch nicht zuverlässig funktioniert, deutet darauf hin, dass auch diese Funktion vom Prozessor gesteuert wird.
- Die Software ist OpenSource und mit Plugins erweiterbar. Ich habe im Forum schon den "Was sind Must-Have-Plugins?"-Thread gefunden. Bisher verstehe ich allerdings nur Bahnhof.
- Das vorinstallierte Last.fm-Plugin ist prima und hat mich bisher nie im Stich gelassen. Das "Scrobbeln" von Musiktiteln auch aus anderen Quellen wird unterstützt und ist konfigurierbar.
- Die Software auf dem Controller und das SqueezeCenter laufen noch nicht rund. An welcher der beiden Komponenten es hauptsächlich liegt, kann ich noch nicht ausmachen. Auf jeden Fall kommt die Benutzeroberfläche durcheinander, wenn man den Controller parallel mit den eingebauten Knöpfen und per SqueezeCenter bedient. Auch ist mir das SqueezeCenter ein paarmal abgestürzt, während ich mit den Einstellungen herumgespielt habe. Außerdem hat es mir bisher zweimal den WLAN-Treiber so gründlich verwirrt, dass ich den Rechner booten musste, um mich wieder verbinden zu können. Das kann natürlich auch an meinem Treiber liegen.
- Es ist vieles konfigurierbar, aber die Konfiguration ist sehr unübersichtlich. Man kann seinen Benutzeraccount, das SqueezeCenter, den Controller und den Receiver konfigurieren, aber es wird dazwischen nicht unterschieden. So weiß man nie genau, wo die Einstellung, die man gerade macht, abgespeichert wird. Daher kommt es dazu, dass man Dinge einstellt, während man mit dem SqueezeNetwork verbunden ist, die plötzlich nicht mehr da sind, sobald man sich mit dem SqueezeCenter verbindet. Die Favoritenliste ist so ein Beispiel. Es wird auch nicht grundsätzlich alles, was ein bestimmtes Gerät betrifft, in diesem Gerät abgespeichert. Manche Einstellungen, die für jeden Receiver (man könnte ja mehrere haben) verschieden sind, werden zum Beispiel im SqueezeCenter abgespeichert.
- Das sich dynamisch erweiternde Menü des Controllers trägt zu der Verwirrung bei. Zwar ist es bei der ersten Einrichtung sehr hilfreich, dass nur die relevanten Menüeinträge angezeigt werden, aber danach irritiert es mich, dass das Menü je nach Verbindungszustand von Receiver und Controller anders aussieht. Außerdem gibt es Menüeinträge, die nur unter ganz bestimmten Umständen sichtbar werden. Zum Beispiel kann man nur dann eine statische IP-Adresse konfigurieren, wenn der Controller keine Adresse per DHCP zugewiesen bekommt. Mir fehlt ein Expertenmodus, in dem diese Automatik abgeschaltet ist und alle Einstellungen sichtbar sind.
- Der Receiver ist so klein und leicht, dass er nicht mehr sicher steht, sobald man ein paar vernünftige Kabel angeschlossen hat. Das kann natürlich auch ein Vorteil sein.
- Der Receiver ist nie wirklich aus, sondern immer mit dem WLAN verbunden. Deswegen habe ich das Netzteil in den geschalteten Netzausgang meines Vorverstärkers gesteckt.
Ich würde das Gerät immer wieder kaufen. Die Hardware scheint einwandfrei, und die Software wird ständig weiter entwickelt.
Grüße,
-- mvordeme