Tja, manche lernen eben nie von den Fehlern anderer. So muss anscheinend die Filmindustrie alle Fehler der Musikindustrie nochmal machen, bis sie kapiert, dass man nicht gegen seine Kunden, sprich Zuschauer, sondern für seine Kunden arbeiten sollte. Das Problem ist, dass die Privatsender eben die Zuschauer nicht als Kunden, sondern nur als Cash-Cow sehen; als ihre Kunden sehen sie die Werbeträger. Nur: damit verkennen sie die Wirklichkeit, es ist nämlich genau anders herum.
Man sollte lieber mal - volkswirtschaftlich - drüber nachdenke, wieso es überhaupt PVR-Geräte in Zukunft noch geben wird? Ist es nicht besser, wirtschaftlicher, einfacher, diese zentrale zu speichern und via IP über einen riesige Sammlung abzurufen?
Du hast vermutlich eine sehr gute Internetanbindung, wo sowas vielleicht möglich wäre. Aber Du vergisst zwei gravierende Punkte:
1. Noch immer gibt es große, sehr große Teile in der Bevölkerung, die nach wie vor mit Modem oder maximal ISDN ins Internet müssen. Für die sind solche Techniken absolut utopisch.
2. Die Serverseite ist schlichtweg nicht zu realisieren, wenn alle User einzeln auf die Filme zugreifen. Nehmen wir mal an, es gibt 30 Mio Fernsehzuchauer. Jeder schaut "seinen" Film an, natürlich in guter HD-Qualität, also mindestens 20 MBit/s. 20 MBit/s*30 Mio macht 600 Mio Megabit/s, die dieser zentrale Server ausliefern muss. Sorry, aber das ist technisch komplett unmöglich. Es übersteigt um mindestens das 60000-fache der momentan möglichen Übertragunskapazität, d.h. man müsste 60000 parallele Server und 60.000 parallele Backbones haben.
Mal abgesehen davon, dass ein zentraler Server natürlich nicht nur Vorteile bringt. Man denke nur daran, wie leicht es dann der Staat hat, Zensur auszuüben, wenn er nur an einer einzigen Stelle eingreifen muss. Gerade hier ist die Diversifizierung sehr nützlich.
Auf Dauer wird Astra mit den Satelliten eh baden gehen und vom Markt verschwinden, da diese Technik in Zukunft zu völligem Unfug verkommt, da Einbahnstraßen eh auf Dauer nichts mehr bringen.
Das sehe ich ziemlich anders. Die Einbahnstraße ist nicht so relevant. Erstens wird Fernsehen noch lange Zeit ein Broadcast-Medium bleiben. Auch wenn es im ersten Moment verlockend klingt, wenn man z.B. aktiv in das Geschehen eingreifen kann, wird das auf die Dauer zu lästig. Premiere hatte mal für die Formel 1 jede Kameraposition als eigenen Sender bereit gestellt. Man konnte also perfekt selbst Regisseur spielen. Aber die Leute wollen das gar nicht. Ich *will* ja gerade, dass es da jemand gibt, der mir die spannenden Szenen raussucht, so dass ich es nicht selbst mühselig machen muss. Es ist nichts langweiliger auf die Dauer, als nur eine Kameraposition zu sehen. Aber ständig umschalten ist auch lästig. Insofern ist gerade das Präsentieren der fertigen Sendung, mit der man sich nur berieseln lassen muss und *nichts* selbst tun muss, das Hauptgebiet des Fernsehens.
Und selbst wenn man gewisse Rückkanäle bräuchte, dann reicht das mit einer durchaus geringeren Datenrate. So wie beim DSL ja auch eine asymmetrische Datenrate existiert, z.B. 6 MBit/s im Download aber nur 384 kBit/s im Upload. Und solche geringen Datenraten kann man locker auf einem anderen Weg schicken, dazu muss es nicht über Satellit gehen.
Wenn Astra clever ist und immer einen gewissen Anteil kostenloser freier Sender behält, dann sehe ich das sogar als längerfristig erfolgreich als die anderen Verbreitungswege des Fernsehens:
- Kabel kostet immer Kohle (Grundgebühr, und spätestens beim digitalen Fernsehen auch noch weitere Gebühren) -- Nachteil gegenüber Astra.
- Internet kostet (beim Fernsehen) genauso Kohle wie im Kabel. Momentan gibt es nur kostenpflichtige Angebote, z.B. von der Telekom -- Nachteil gegenüber Astra.
- DVB-T: miese Qualität, kaum Sender, kein Radio -- überhaupt nicht diskutabel, da nachteilig gegenüber allen anderen Varianten.
Folglich sehe ich für Astra eigentlich die besten Chancen, wenn sie nicht so blöd sind, und sich diese durch zu kurz gedachte neue Pakete mit zig Bechränkungen selbst kaputt machen.
Gruß,
Hagge