Hallo harbad,
wenn Du heute einen neuen Fernseher kaufst und nicht gleich nächstes oder übernächstes Jahr gleich wieder einen kaufen willst, dann solltest Du nicht nur nach dem bisherigen SD-Bildformat schauen. Da solltest Du das Thema HDTV nicht ganz außer acht lassen, auch wenn Du jetzt noch nicht gleich einsteigst. Aber ab 2010 senden ARD und ZDF in HDTV, schon jetzt gibt es ein paar Sender, die das tun. Auch BluRay-Player sind nicht mehr sehr teuer (z.B. der sehr gute Sony BDP350 für ca. 220 EUR) und auch da ist HDTV in feinster Qualität drauf.
Für den Sitzabstand gelten folgende Regeln:
SDTV, 4:3-Fernseher: 5- bis 7-fache Bilddiagonale
SDTV, 16:9-Fernseher: 3- bis 5-fache Bilddiagonale
HDTV, 16:9-Fernseher: 1- bis 2-fache Bilddiagonale
Daraus würde folgen, dass Du bei sagen wir mal rund 4m Sitzabstand durchaus schon in Richtung 52 Zoll schauen könntest!!! 37 Zoll finde ich da definitiv zu klein. Wenn Du bisher ein 4:3-Gerät hattest, dann lass Dich nicht täuschen. Ein 37 Zoll 16:9-Gerät ist kleiner (niedriger) als ein 37 Zoll 4:3-Gerät.
Wenn Du nicht so viel Geld ausgeben willst oder von der von mir vorgeschlagenen Größe von 52 Zoll geschockt bist, dann würde ich zu 46 Zoll raten. Und ab 40 Zoll ist Full-HD (also die Auflösung 1920x1080) sowieso keine Frage mehr, sondern aus meiner Sicht ein Muss!!! Alles andere ist nur eine halbe Sache.
Als Vorschlag würde ich momentan den 46W4500 von Sony empfehlen. Der ist verdammt gut vom Preis-Leistung-Verhältnis. Ähnlich gute Fernseher gibt es momentan von Samsung. Da wäre eine halbwegs preisgünstige Variante der A659. Wenn's dann noch besser sein soll, würde ich zum Samsung A789 (mit LD-LED) raten oder zum Sony 46Z4500 (mit 200Hz). Das wäre aber dann schon ziemlich Oberliga. Klar, auch Sharp, Philips und Toshiba sind nicht schlecht, kommen aus meiner Sicht aber an Samsung und Sony nicht ran. Speziell wenn man dann vielleicht noch an 1:1-Darstellung mit dem Computer denkt. Auch muss ein solcher Fernseher das momentan noch gängige normale SD-Fernsehformat hochskalieren und da sind die Sony-Geräte wirklich herausragend, auch besser als Samsung. Da kommt vielleicht noch Philips mit, die haben aber eine recht lange Verzögerung, bis das Bild angezeigt wird (Input-Lag), das mag bei der Lippensynchronität schon ein Problem geben, wenn der Ton direkt über eine Surroundanlage wiedergegeben und nicht über den Fernseher geschleust wird. Auch bei Computerspielen ist das durchaus ein Thema, und heute spielen erstaunlich viele Leute mit einer PS3 (=Videospiel plus BluRay-Player in einem), einer XBox 360 oder einer Wii auf ihren Großbildfernsehern. Ist auch ein tolles Erlebnis.
So, nachdem ich nun meine konkreten Vorschläge gemacht habe, hier noch ein paar Worte zum Thema LCD vs. Plasma.
Also diese "plasma-lcd-fakten" sind anscheinend der heilige Gral der Plasma-Befürworter. Ständig wird darauf hingewiesen. Dabei sind diese "Fakten" nur entweder falsch, unbewiesen oder schlichtweg veraltet. Zuerst einmal stammen diese "Fakten" von den beiden großen Plasma-Herstellern, nämlich Panasonic und Pioneer. Dadurch sind sie natürlich komplett Pro-Plasma gefärbt. Nachteile von Plasma werden weggelassen oder abgeschwächt, Nachteile von LCDs überbetont. Und letztendlich stammt die darin zitierte Studie von 2006 und die hat heute keine nennenswerte Relevanz mehr, da sich die Technik seitdem komplett geändert hat.
Ich habe mir in einem anderem Forum mal die Mühe gemacht und ein paar der "Fakten" genauer angeschaut. Ich zitiere die Passagen hier mal und kommentiere sie.
"Farben
Bei der LCD-Technologie wird das Bild durch Beeinflussung einer Pixelmatrix vor einem konstanten Hintergrundlicht erzeugt. Dabei wird der Bildinhalt aus reinem Weiß ?gewonnen?. Dadurch ist es bei der LCD-Technologie schwieriger, eine ?fließende? Bilddarstellung zu erzeugen. Spezielle Probleme sind zu starkes Rot und Grün und eine ?Gesamt-Farbtemperatur?, die zu hoch ist, um Video-Material ideal darzustellen."
Weder wird hier auf aktuelle Techniken wie Local Dimming bei LCDs eingegangen, noch wird erklärt, warum das schwieriger sein soll, durch Abdunkeln eines Lichtes Farben zu erzeugen als durch direkte Farbgenerierung im Plasma. Das ist somit nur eine haltlose Behauptung ohne jedwede Belege. Ich kann genauso gut das Gegenteil behaupten, nämlich dass mit den drei Farben des Plasma-Phosphors nie richtiges Weiß erzeugt werden kann.
"Reaktionsschnelle (Bewegung)
Bei der LCD-Technologie muss jedes Pixel für einen vollständigen Pixelzyklus von aktiv (schwarz) zu inaktiv (weiß) hin- und herschalten. Die für diesen Vorgang notwendige Zeit ist unterschiedlich lang. Sie liegt tendenziell irgendwo zwischen 25 und 4 Millisekunden. Sogar die schnellsten LCD-Bildschirme können bei der klaren Darstellung von wirklich schnellen Bewegungen überfordert sein."
Und hier wird es nun komplett falsch. Es gibt gar keinen Pixelzyklus von Bild zu Bild. Ein Pixel muss sich bei LCD überhaupt nicht von Bild zu Bild ändern. Und um von einer Farbe zur anderen zu kommen, muss auch kein kompletter Zyklus durchlaufen werden. Und die Schaltzeiten liegen heute alle bei 4-8ms, die anderen Zeiten sind veraltet. Außerdem wird hierbei gar nicht auf die eigentlichen Gründe für die Unschärfe bei LCDs eingegangen. Die Reaktionszeit ist *nicht* der Hauptgrund für unscharfe Bewegungen bei LCDs. Die entsteht nämlich erst im menschlichen Auge und stammt von der Holdtype-Charakteristik eines solchen Fernsehers, also dem Hauptgrund, warum ein LCD nie flimmert. Das LCD-Panel selbst ist gestochen scharf, auch bei Bewegungen. Das kann man jederzeit mit Fotos beweisen.
"Schärfe
LCD-Bildschirme erscheinen in einer Ladenumgebung möglicherweise detaillierter. Der Grund dafür ist die bloße Helligkeit und Schärfe ihrer Bilder. Aber in einer häuslichen Umgebung kann eine solch extreme Helligkeit und Schärfe sogar hart und unrealistisch wirken."
Hallo? Hier wird doch tatsächlich ein Nachteil von Plasmas als Vorteil verkauft. Was hier eigentlich gesagt wird, ist, dass Plasmas keine ordentliche Helligkeit und Schärfe produzieren können. Wenn's daheim zu hell ist, kann man beim LCD jederzeit das Backlight runterdrehen. Das ist kein Problem. Wenn's aber bei Plasma im hellen Raum zu dunkel ist, geht nichts mehr. Und das ist sehr wohl ein Problem.
"Bildverarbeitung bei Plasma- und LCD-Fernsehern
Die verschiedenen Bildverarbeitungssysteme haben sehr unterschiedliche Fähigkeiten. Allgemein liefern aber die bei Plasma-Bildschirmen eingesetzten Systeme bessere Resultate. Warum ist das so? Bei der Plasma-Technologie ist die Bilderzeugung eher für die Wiedergabe von Bewegtbildern geeignet, als bei der LCD-Technologie. Die LCD-Technologie wurde für kleine Bildschirme auf Taschenrechnern und Uhren konzipiert. Seitdem wurde sie von der IT-Industrie weiterentwickelt, um statische Bilder zu zeigen. Erst vor kurzem erfolgte die Anwendung auch in Fernsehgeräten."
Also so eine leere Aussage habe ich noch selten gesehen. LCD-Bildschirme mit kleinen Diagonalen gibt es schon seit mehr als 20 Jahren. Auch da wurden schon bewegte Bilder drauf gezeigt, lange bevor es Plasma gab. Dass LCDs noch früher vielleicht tatsächlich so angefangen haben, ist doch Wurst. Entscheidend ist, wie lange eine Technik (weiter-)entwickelt wurde, und da liegt LCD vorne.
"Energieverbrauch
LCD-Geräte hingegen brauchen eine konstante Energiezufuhr, egal ob eine Szene dunkel oder hell ist, weil die Hintergrund-Lichtquelle immer eingeschaltet bleibt."
Papperlapapp. Dimming Backlight gibt es schon lange und dadurch ändert sich auch der Stromverbrauch bei LCD. Und selbst wenn, solange der konstante Verbrauch immer noch geringer ist als der Durchschnittsverbruch der Plasmas, ist der Plasma immer noch der Verlierer.
An diesen paar Beispielen habe ich mal aufgezeigt, dass diese ach so tolle Studie nur Blödsinn über LCD erzählt. Klar, sie soll ja auch die Vorteile von Plasma herausstreichen. Darum werden die Nachteile bei Plasma abgeschwächt (Einbrennen) oder gar ganz verschwiegen (schlechter Weißwert bei überwiegend hellen Bildern, Bildflimmern, Reaktion des Phosphors auf Fremdlicht) und die Nachteile des LCDs überstark, aber eben auch überwiegend falsch herausgestellt.
Also vertraut dieser Studie nicht allzu stark. Die ist veraltet und erzählt größtenteils Mist.
Nur mal ein Beispiel für Stromverbräuche von Plasmas und LCDs:
37 Zoll HD-Ready:
Panasonic TH-37PX80E Plasma, 1024x720 Pixel: Max. 235W,
durchschn. 189W.
Sony KDL-37V4500 LCD, 1366x768 Pixel:
max. 138W
46 Zoll Full-HD:
Panasonic TH-46PZ85E Plasma: Max. 470W,
durchschn. 387W
Sony KDL-46W4000:
max. 225W
Das sind halbwegs aktuelle Geräte. Und da gilt eben immer noch, dass Plasma selbst im Durchschnitt noch höher liegt als LCD in der Spitze.
Und hier noch ein paar weitere aktuelle LCDs im Vergleich: Sony 46Z4500: 283W, Sony 46X4500: 270W, jeweils maximal.
Für mich gilt diese Liste an Nachteilen für die beiden Flachbildkategorien:
Plasma-Nachteile:
- Schlechter Weißwert
- Höherer Stromverbrauch
- Schlieren bei Bewegungen
- Einbrenngefahr (darum z.B. graue statt schwarze Balken bei 4:3, das ist auch nicht so toll)
- Etwas unschärfer als LCD
- Flimmern (kein Problem mehr bei 100Hz-Geräten)
LCD-Nachteile:
- Etwas schlechterer Schwarzwert bei CCFL-Backlight (kein Problem mehr bei LD-LED-Backlight, auch aktuelle CCFL-Geräte wie der Z4500 sind mit 0.09cd/m² schon verdammt gut)
- Wegen Holdtype-Displaycharakteristik entsteht im Auge eine Unschärfe bei bewegten Objekten (kein Problem mehr bei 100Hz/200Hz-Technik, dafür dann dort Soap-Effekt/Videolook)
- Clouding (kein grundsätzliches Problem, sondern nur bei einzelnen Geräten, tritt aber doch relativ häufig auf. Entsteht durch Verspannungen im Display, z.B. durch Schläge beim Transport, lässt sich teilweise aber korrigieren oder ist ansonsten Grund zum Geräte-/Paneltausch)
Aus meiner Sicht kann man alle Probleme bei LCD mit aktuellen halbwegs hochwertigen Fernsehern als abgehakt bezeichnen, bei Plasma jedoch nicht. Darum bin ich eindeutig für LCD. Farbstiche, deutlich schlechterer Schwarzwert oder ähnliche Effekte gehören bei LCD der Vergangenheit an, zumindest bei halbwegs guten, die jünger als sagen wir mal zwei Jahre sind.
Gruß,
Hagge